Andreas Knapp: „Wir fordern sofortigen und dauerhaften Waffenstillstand in Gaza, Schutz der Zivilbevölkerung und verbesserten Zugang für humanitäre Hilfe.“
Angesichts der katastrophalen humanitären Lage im Gazastreifen ruft die Caritas zu einem sofortigen und dauerhaften Waffenstillstand, Freilassung aller Geiseln, Schutz der Zivilbevölkerung, des medizinischen Personals und humanitärer Helfer*innen und dem verbesserten Zugang zu humanitärer Hilfe auf.
Nach dem Massaker von Terroristen der Hamas am 7. Oktober 2023, bei dem mehr als 1.200 Menschen in Israel getötet und 250 Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden, reagiert Israels Armee weiterhin mit massiven Luftangriffen und Bodenoffensiven. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde sind seitdem mehr als 29.000 Menschen im Gazastreifen ums Leben gekommen – mehrheitlich Frauen und Kinder. Die humanitäre Lage ist katastrophal: Sichere Unterkünfte und die Versorgung mit Trinkwasser und Nahrungsmitteln sind nicht gegeben. 2,2 Millionen Menschen sind von einer Hungersnot bedroht, während 378.000 Menschen bereits akut hungern. 60 Prozent der Gebäude sind beschädigt oder zerstört. Nur noch ein Bruchteil der Krankenhäuser im Gazastreifen sind funktionsfähig, die medizinische Versorgung ist fast vollständig zusammengebrochen. Humanitären Hilfslieferungen wird der Zugang verwehrt: Seit Beginn des Konflikts konnten nur 8.572 Hilfslieferungen die Grenzübergänge nach Gaza passieren, das sind nur 17 Prozent der sonst üblichen Lieferungen.
Zugang zu humanitärer Hilfe als Gebot der Stunde
Andreas Knapp, Generalsekretär der Caritas Österreich Internationale Programme: „Vor den Augen der Welt ereignet sich eine humanitäre Katastrophe. Die Menschen im Gazastreifen schweben in Lebensgefahr: Durch Kriegshandlungen, fehlende humanitäre Hilfe und zusammengebrochene medizinische Versorgung sowie dadurch bedingte Krankheiten und Hunger.“ Expert*innen sind sich einig, dass es seit dem Zweiten Weltkrieg keinen Fall gegeben hat, in dem eine ganze Bevölkerung mit derartiger Geschwindigkeit in extremen Hunger und Elend gestürzt wurde. „Wir sind als internationale Gemeinschaft und als Caritas dazu verpflichtet, die notleidenden Menschen mit humanitärer Hilfe zu versorgen!“, so Knapp. „Das Welternährungsprogramm hat vor einer unmittelbar bevorstehenden schweren Hungersnot gewarnt, wenn sich nicht sofort etwas an der derzeitigen Situation ändert. Dies gilt es unbedingt zu verhindern.“ Daher fordert die Caritas einen sicheren und nachhaltigen Zugang für humanitäre Hilfe in den Gazastreifen, einschließlich der Bereitstellung lebensrettender Hilfsgüter, Medikamente, Lebensmittel, Wasser und Treibstoff, aber auch psychosozialer Dienste. „Dazu rufen wir zur Öffnung weiterer Grenzübergänge nach Gaza auf und fordern einen dauerhaften Waffenstillstand. Weiters fordern wir den Schutz der Zivilbevölkerung, des medizinischen Personals und humanitärer Helferinnen und der zivilen Infrastruktur, insbesondere von Krankenhäusern und Schulen“, so Andreas Knapp. Weitere Forderungen der Caritas sieht Knapp in der Freilassung aller Geiseln und der Einhaltung des humanitären Völkerrechts. „Wir schließen uns als Caritas auch dem Aufruf von Papst Franziskus zu sofortigem Frieden in Gaza an.“
So hilft die Caritas
Die Caritas Österreich unterstützt CRS (Catholic Relief Services, die amerikanische Caritas) mit einem Beitrag von 100.000 Euro bei den laufenden Aktivitäten in Gaza „Die Zugänge zu humanitärer Hilfe sind nach wie vor äußerst beschränkt. Unser Partner CRS unterstützt in Form von Bargeldhilfe, Hilfsgütern, Materialien für Unterkünfte und Winterausrüstung wie Decken, Matratzen, Zelte, Planen. Mit der Bargeldhilfe werden 115.590 Personen erreicht“, erläutert Andreas Knapp. Auch Hilfe durch Notunterkünfte für intern vertriebene Personen, Nahrungsmittel und Hygieneartikel wird geleistet. Ein wichtiger Bestandteil ist auch die psychosoziale Unterstützung.
„Wir begrüßen Österreichs Initiative, die notleidende Bevölkerung im Gazastreifen mit weiteren zehn Millionen Euro über den Auslandskatastrophenfonds zu unterstützen“, erklärt Andreas Knapp. „Allerdings muss uns klar sein, dass dies nur ein Anfang sein kann und angesichts des unsäglichen Leids der Menschen im Gazastreifen langfristig mehr Mittel zur Verfügung gestellt werden müssen.“
Helfen Sie mit Ihrer Spende: www.caritas.at/nahost-konflikt