Armut in Österreich

Zahlen & Fakten

Armut ist in Österreich Realität

zuletzt aktualisiert: 25.11.2024

Rund 336.000 Menschen leben in absoluter Armut in Österreich. Sie können sich essentielle wie selbstverständliche Dinge nicht leisten: Miete, Heizen oder Lebensmittel. Generell kann Armut jede und jeden treffen – etwa durch Schicksalsschläge, wie auftretende Krankheiten oder Jobverlust. Sie hat aber auch mit strukturellen Benachteiligungen zu tun. In Österreich betrifft Armut vor allem Frauen und Kinder.

Wir klären zum Thema „Armut“ auf, beantworten häufige Fragen und untermauern diese mit Zahlen und Fakten. Außerdem finden Sie unter "Unsere Studien und weiterführende Publikationen", die wichtigsten Caritas Studien und Umfragen zum Thema Armut in Österreich.

Übersicht

Unsere Studien und weiterführende Publikationen

1,3 Mio.

Menschen

in Österreich sind armutsgefährdet.

42 %

d. Armutsgefährdeten

sind Frauen. Sie haben ein höheres Armutsrisiko als Männer.

88.000

Kinder & Jugendliche

müssen in Österreich in absoluter Armut leben. Diese Zahl hat sich im Vergleich zum Vorjahr 2022 verdoppelt.

Was ist Armut?

Im Diskurs um Armut wird zwischen absoluter und relativer Armut unterschieden. Absolute Armut bedeutet, dass sich Menschen wichtige Grundbedürfnisse nicht leisten können. Zum Beispiel können sie sich nur eingeschränkt ernähren, keine Miete oder keine unerwarteten Ausgaben leisten. Relative Armut bedeutet, dass Menschen - verglichen mit dem Durchschnitt der Bevölkerung - weniger Einkommen haben als andere. Relative Armut zeigt, wer ein vergleichsweise geringes Einkommen und daher ein erhöhtes Risiko hat, arm zu sein bzw. zu werden. Das relative Armutsmaß sagt im Vergleich zum absoluten Armutsmaß aber nichts darüber aus, ob Menschen mit ihrem Einkommen auskommen. Es zeigt vielmehr, wie das Einkommen in Österreich verteilt ist und welche Personengruppen statistisch häufiger von Einkommensarmut betroffen sind. Durch eine relative Armutsdefinition kann man daher gut identifizieren welche Personengruppen besonders gefährdet sind und im Sinne einer Armutsprävention verstärkt unterstützt werden sollen. Denn die Statistik zeigt auch: Personengruppen die armutsgefährdet (relative Armut) sind, sind auch häufiger von absoluter Armut betroffen. Weitere Informationen dazu, wie relative und absolute Armut in Österreich erhoben und gemessen werden, finden Sie hier auf der Seite der Statistik Austria.

Wie wird Armut gemessen?

In Österreich werden von der Statistik Austria jährlich die „Gemeinschaftsstatistiken zu Einkommen und Lebensbedingungen“ veröffentlicht. Darin werden die Lebensbedingungen der Österreicher*innen statistisch erhoben und die aktuelle Armutssituation sowie die Einkommensverteilung in Österreich beschrieben. Das heißt, es werden jährlich Statistiken veröffentlicht, um die Armutssituation in Österreich bestmöglich zu beschreiben. Um einen ersten guten Überblick über Armut in Österreich zu bekommen, eignet sich der Blick auf den Indikator der Armutsgefährdung (=relatives Armutsmaß) und den Indikator der „erheblich materiellen und sozialen Deprivation“ (=absolute Armut).

Der Indikator Armutsgefährdung als Maß der relativen Armut:

  • Als armutsgefährdet gelten Personen, die weniger als 60 % des Median-Einkommens in Österreich monatlich beziehen. Die Armutsgefährdung ist daher ein relatives Armutsmaß. In Österreich war im Jahr 2023 eine alleinlebende Person armutsgefährdet, wenn sie weniger als 1.572 Euro 12-mal monatlich (netto) zur Verfügung hatte. Aussagen darüber, wie gut eine Person mit seinem Einkommen auskommt, können nicht getroffen werden. Durch die Armutsgefährdung wird ein erhöhtes Armutsrisiko für Personengruppen identifiziert. Die Armutsgefährdung eignet sich daher gut, um vulnerable Personengruppen in Österreich zu identifizieren und armutspräventiv tätig zu werden.  

Armutsgefährdungsschwelle in Österreich:

Haushaltskonstellation Monatseinkommen
1 Erwachsener 1.572 Euro
1 Erwachsener + 1 Kind 2.044 Euro
2 Erwachsene 2.358 Euro
2 Erwachsene + 1 Kind 2.830 Euro
2 Erwachsene + 2 Kinder 3.302 Euro
2 Erwachsene + 3 Kinder 3.774 Euro


Der Indikator "erheblich materiell und sozial depriviert" als Maß für absolute Armut:

  • Die erhebliche materielle und soziale Deprivation ist ein absolutes Armutsmaß und gibt an ob wichtige Grundbedürfnisse in Österreich gedeckt werden können oder nicht. Als erheblich materiell und sozial depriviert, bzw. absolut arm gelten Personen die von 13 Merkmalen eines europäischen Mindestlebensstandards mindestens 7 nicht erfüllen können. Absolut arm ist also, wer sich einen Großteil materieller und sozialer Grundbedürfnisse nicht leisten kann. 

    Die 13 Merkmale der erheblich materiellen und sozialen Deprivation:
     
    • Einmal im Jahr auf Urlaub fahren
    • Unerwartete Ausgaben tätigen
    • Laufende Kosten pünktlich bezahlen
    • Regelmäßig Fleisch/Fisch/vegetarisch essen
    • Wohnung warmhalten
    • Besitz eines Autos
    • Abgenutzte Möbel ersetzen
    • Zufriedenstellende Internetverbindung haben
    • Abgenutzte Kleidung ersetzen
    • Besitz von mind. zwei Paar Schuhen
    • Kleinen Geldbetrag für sich selbst ausgeben
    • Freizeitaktivitäten ausüben
    • Freund*innen zum Essen treffen

Gibt es Armut in Österreich?

Ja. Um diese Frage differenziert beantworten zu können eignet sich zuerst ein Blick auf das absolute Armutsmaß in Österreich: 336.000 Personen können wichtige Grundbedürfnisse nicht befriedigen. Das sind rund 130.000 Personen mehr als noch im Jahr 2022. Besonders alarmierend: Rund 88.000 Kinder und Jugendliche in Österreich müssen in absoluter Armut leben. Diese Zahl hat sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt.

Betrachtet man das relative Armutsmaß - also die Armutsgefährdung - so sind in Österreich rund 1,3 Millionen Menschen armutsgefährdet. Das sind rund 14,9 % der Gesamtbevölkerung. Das entspricht rund 565.000 Frauen, 448.000 Männern und 325.000 Kindern. Frauen machen rund 42 % aller armutsgefährdeten Menschen in Österreich aus. Sie haben ein höheres Armutsrisiko als Männer.

Absolute Armut und Armutsgefährdung

In Österreich sind rund 1,3 Millionen Menschen armutsgefährdet. Frauen haben ein höheres Armutsrisiko als Männer. Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die in Österreich in absoluter Armut leben müssen, hat sich zum Vorjahr verdoppelt.

Wer hat ein besonders hohes Armutsrisiko in Österreich?

Über die Hälfte der Personen, die mindestens ein Jahr arbeitslos sind (56 %), sind armutsgefährdet in Österreich. Damit haben arbeitslose Menschen einer der höchsten Armutsrisiken in Österreich. Aber auch Alleinerziehende sind mit (41 %) besonders armutsgefährdet. Noch dazu kommt, dass sich das Armutsrisiko von Alleinerziehenden im Vergleich zum Vorjahr (32 %) um fast 10 % erhöht hat. Die Statistik zeigt auch, dass eine niedrige formale Bildung, Staatszugehörigkeit, und auch bestimmte Haushaltskonstellationen mit Kindern und Jugendlichen, Faktoren sind, die das Armutsrisiko in Österreich erhöhen. So erhöht die Anzahl der Kinder pro Haushalt das Armutsgefährdungsrisiko in Österreich deutlich.

Besonders hohes Armutsrisiko

Menschen ohne Erwerbstätigkeit und Alleinerziehende haben mitunter das höchste Armutsrisiko in Österreich. Die Anzahl der Kinder, formaler Bildungsabschluss und Staatsbürgerschaft sind ebenfalls wichtige Merkmale, die das Armutsrisiko erhöhen.

Haben Frauen in Österreich ein höheres Risiko in Armut zu leben?

Grundsätzlich haben Frauen (15 %) in Österreich ein erhöhtes Armutsrisiko im Vergleich zu Männern (13 %). Sieht man sich jedoch spezifische Haushaltskonstellationen und Lebensabschnittsphasen an, so erkennt man eine deutlich erhöhte Armutsgefährdung bei Frauen. Insbesondere im Alter sind Frauen deutlich höher armutsgefährdet als Männer in Österreich. So sind alleinlebende weibliche Pensionistinnen zu 28 % armutsgefährdet (+11 % im Vergleich zu alleinlebenden männlichen Pensionisten). Doch auch bei der Erwerbstätigkeit zeigen sich deutliche Unterschiede. Ist eine Frau Hauptverdienerin im Haushalt, so ist dieser Haushalt einem deutlich höheren Armutsrisiko ausgesetzt (+12 % im Vergleich zum männlichen Hauptverdiener). Ein-Eltern-Haushalte (Alleinerziehende) sind in Österreich hauptsächlich weiblich (83 %) und haben eine der höchsten Armutsgefährdungsquoten (41 %) in Österreich.

Gut zu wissen: Geschlechtsspezifische Unterschiede werden auf Basis einer Haushaltsstatistik nur eingeschränkt sichtbar. Die Verteilung innerhalb des Haushalts und damit auch die individuelle Armutsgefährdung von Männern und Frauen können aus der Statistik nicht vollständig abgeleitet werden. Untersuchungen zum individuellen Armutsrisiko legen aber nahe, dass das individuelle Armutsrisiko von Frauen um ein Vielfaches höher sein dürfte, als es offizielle Statistiken auf Haushaltsebene ausweisen. Gründe dafür liegen unter anderem darin, dass Frauen immer noch den Großteil unbezahlter Sorgearbeit leisten, weniger Erwerbsarbeit nachgehen können, weniger verdienen und dadurch auch weniger Pension beziehen. 

Geschlechterspezifische Armut

Frauen haben vor allem wenn sie alleinerziehend sind und im Alter ein deutlich höheres Armutsrisiko als Männer. Aber auch Familien mit weiblicher Hauptverdienerin sind einem stärkeren Armutsrisiko ausgesetzt.

Gibt es Kinderarmut in Österreich?

Im Vergleich zum Durchschnitt in Österreich sind Kinder und Jugendliche einem erhöhten Armutsrisiko ausgesetzt und leben auch überdurchschnittlich oft in absoluter Armut. Rund 20 % aller Kinder und Jugendlichen sind in Österreich von Armut bedroht. Das sind rund 325.000 Kinder und Jugendliche und somit jedes fünfte Kind. Außerdem leben in Österreich rund 88.000 Kinder und Jugendliche in absoluter Armut. Das entspricht rund 5 % aller Kinder und Jugendlichen. Diese Zahl hat sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Das bedeutet, dass rund 88.000 Kinder und Jugendliche in Österreich wichtige Grundbedürfnisse nicht befriedigen können. Die Konsequenzen von Kinderarmut sind weitreichend: Kinderarmut führt häufig zu eingeschränkten Bildungschancen, gesundheitlichen Problemen und sozialen Benachteiligungen, die die sozialen und beruflichen Perspektiven stark beeinträchtigen.

Kinderarmut in Österreich

Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die in Österreich in absoluter Armut leben müssen, hat sich zum Vorjahr verdoppelt. Insgesamt können rund 88.000 Kinder und Jugendliche in Österreich wichtige Grundbedürfnisse (warme Wohnung, neue Kleidung, etc.) nicht erfüllen.

Welche Bevölkerungsgruppen leben in Österreich in absoluter Armut?

336.000 Menschen leben in Österreich in absoluter Armut (erheblich materielle und soziale Deprivation). Manche Personengruppen in Österreich sind besonders häufig von absoluter Armut betroffen. In Haushalten mit geringerer Erwerbsintensität, oder bei Arbeitslosigkeit - besonders, wenn diese länger anhält - treten öfter absolute Armutslagen ein. Langzeitarbeitslose Menschen sind mit 28 % besonders oft von absoluter Armut betroffen. Auch Haushalte mit hoher Care-Arbeits-Auslastung sind häufiger von absoluter Armut betroffen. 8 % der Haushalte mit mehr als drei Kindern sind absolut arm und Alleinerziehenden-Haushalte sind mit ca. 15 % mehr als viermal so oft von absoluter Armut betroffen, wie die Gesamtbevölkerung. Menschen mit niedrigen formalen Bildungsabschlüssen leben deutlich häufiger in absoluter Armut, als Menschen mit höheren Bildungsabschlüssen (10 % bei max. Pflichtschulabschluss, 1 % bei Universitätsabschluss). Auch Menschen ohne österreichische Staatsbürgerschaft können überdurchschnittlich oft ihre alltäglichen Grundbedürfnisse nicht decken (7 %).

Besonders von Armut betroffene Gruppen

Menschen mit niedriger formaler Bildung, Langzeitarbeitslose, Alleinerziehende, Mehrkindfamilien und Menschen ohne österreichische Staatsbürgerschaft leben besonders häufig in absoluter Armut.

Was bedeutet es in Österreich in Armut zu leben?

Menschen, die von absoluter Armut (erhebliche materielle und soziale Deprivation) betroffen sind, können sich einen Großteil (mindestens 7 von 13) der für einen europäischen Mindestlebensstandard definierten Grundbedarfe und Aktivitäten nicht leisten (Statistik Austria). Bei einem Großteil (57 %) der in absoluter Armut lebenden Menschen reichen die niedrigen Einkommen nicht aus, um die laufenden Kosten für Wohnen und Energie pünktlich zu bezahlen. In der Gesamtbevölkerung sind davon 7 % betroffen. Alltägliche Ausgaben für essentielle Konsumgüter können oft nicht ausreichend gedeckt werden. So können sich beispielsweise die Hälfte (50 %) der von absoluter Armut betroffenen Menschen in Österreich keine regelmäßige vollwertige Mahlzeit leisten. Für größere Anschaffungen wie das Ersetzen abgetragener Kleidung sind bei vielen Haushalten, die in absoluter Armut leben (73 %), keine Rücklagen vorhanden. 92 % der von absoluter Armut betroffenen Menschen können keine größeren unerwarteten Ausgaben höher als 1.370 Euro tätigen. Armut bedeutet darüber hinaus oft auch soziale Isolation. Viele Formen sozialer Teilhabe, wie die Teilnahme an Kultur- und Freizeitangeboten, Schulausflügen, oder das Pflegen sozialer Kontakte ist für betroffene Menschen kaum leistbar. 44 % können es sich nicht leisten einmal im Monat Freund*innen oder Verwandte zu treffen.

In Armut leben

Menschen die von absoluter Armut (erhebliche soziale und materielle Deprivation) betroffen sind, sind von der gesellschaftlichen Teilhabe ausgeschlossen und können einen großen Teil ihrer alltäglichen Grundbedürfnisse nicht decken.

Wie wirkt sich Armut auf die Wohnsituation aus?

Ein Großteil (82 %) der Menschen, die in Österreich von absoluter Armut betroffen sind, leben in Österreich in Miete. Von dem geringen Einkommen müssen vergleichsweise hohe Anteile für das Wohnen ausgegeben werden. Sie sind deshalb überdurchschnittlich stark durch Wohnkosten belastet (90 % starke Wohnkostenbelastung). Fast die Hälfte der Menschen, die in absoluter Armut leben, haben bei Wohnkostennebenkosten Zahlungsrückstände (47 %). Im schlimmsten Fall ist Wohnungs- bzw. Obdachlosigkeit die Folge. Menschen, die von absoluter Armut betroffen sind, leben zum Großteil in desolaten und prekären Wohnverhältnissen: Oft wohnen viele Haushaltsmitglieder auf engem Raum (Überbelag: 27 %) in dunklen (16 %), feuchten und/oder von Schimmel betroffenen Zimmern (38 %); häufig mit unzureichender Beheizung im Winter, kaum Beschattung im Sommer und generell schlechter Dämmung/Isolierung.

Armut und Wohnen

Ein Leben in Armut ist mit einer hohen Wohnkostenbelastung und oft mit problematischen Wohnverhältnissen, wie überbelegten, feuchten oder von Schimmel betroffenen Wohnräumen verbunden. Das hat Auswirkungen auf Gesundheit und soziale Teilhabe.

Wie hängen Armut und Gesundheit zusammen?

Gesundheit und Armut stehen in engem Zusammenhang. Während nur 6 % der Gesamtbevölkerung in schlechtem bzw. sehr schlechtem Gesundheitszustand sind, trifft das bei Menschen in absoluter Armut auf fast ein Drittel (31 %) zu. Sie sind außerdem etwa doppelt so oft chronisch krank (31 % vs. 60 %) und um ein Vielfaches häufiger stark durch Behinderungen beeinträchtigt (6 % vs. 29 %). Einerseits sind Menschen mit gesundheitlichen Problemen eher von Armut betroffen, denn die Möglichkeit einer Erwerbsarbeit nachzugehen, ist oft eingeschränkt - gleichzeitig entstehen oft hohe Kosten für Behandlungen und Medikamente. Umgekehrt macht Armut krank: Wer von Armut betroffen ist, hat oft weniger Möglichkeiten auf gesundheitsfördernde, präventive Praktiken (z. B. gesunde Ernährung, Sport), lebt oft in Verhältnissen mit erhöhten Gesundheitsrisiken (z. B. Hitze, Kälte, Schimmel) und hat eingeschränkten Zugang zu Gesundheitsdiensten und Medikamenten. Krankheit und Armut wirken zudem jeweils sozial isolierend und psychisch stark belastend. Oft entsteht so ein Teufelskreis aus Armut und schlechter Gesundheit.

Armut und Gesundheit

Fast zwei Drittel der von absoluter Armut betroffenen Menschen sind chronisch krank. Wer gesundheitliche Probleme hat, ist eher von Armut betroffen. Und umgekehrt macht Armut krank.

Schützt Arbeit vor Armut?

Erwerbsarbeit kann das Armutsrisiko deutlich reduzieren, allerdings schützt sie nicht immer und nicht uneingeschränkt vor Armut. Generell sinkt das Armutsrisiko mit steigender Erwerbsintensität in einem Haushalt: bei hoher Erwerbsintensität liegt das Armutsrisiko bei 5 %, bei mittlerer Erwerbsintensität bei 17 % und bei niedriger bis keiner Erwerbsintensität bei 67 %. Je länger die Arbeitslosigkeit andauert, desto stärker nimmt auch die Armutsgefährdung zu: ganzjährig Arbeitslosen gehören zu den am stärksten armutsgefährdeten Personengruppen. Inwieweit die Arbeit vor Armut schützt, hängt aber auch mit dem Erwerbseinkommen zusammen. 316.000 Menschen bzw. 8 % der österreichischen Bevölkerung gelten als „working poor“ (Erwerbsarmut), müssen also trotz Erwerbsarbeit mit einem Einkommen unter der Armutsgefährdungsschwelle auskommen.

Armut und Arbeit

Beschäftigung reduziert das Armutsrisiko deutlich. Aber nicht jede Beschäftigung schützt vor Armut. In Österreich gelten 316.000 bzw. 8 % der Beschäftigten als „working poor“.

Welche Rolle spielt der Sozialstaat in Österreich um Armut zu verhindern?

Der österreichische Sozialstaat ist ein Erfolgsrezept um Armutsrisiken in Österreich zu reduzieren. Ohne sozialstaatliche Transferleistungen wären rund 42 % aller in Österreich lebenden Menschen armutsgefährdet. Somit schützt der österreichische Sozialstaat rund 2,4 Millionen Menschen vor einem erhöhten Armutsrisiko und ermöglicht ein Leben über der Armutsgefährdungsschwelle. Überall dort, wo Personengruppen auch mit Sozialleistungen ein sehr hohes Armutsrisiko aufweisen, federn sozialstaatliche Leistungen zumindest extreme Härten deutlich ab. Ohne sozialstaatliche Leistungen wären nahezu alle Menschen ohne Erwerbsarbeit einem sehr hohen Armutsrisiko (87 %) ausgesetzt. Auch jede zweite Familie mit mehr als drei Kindern müsste unter der Armutsgefährdungsschwelle leben. Besonders im Alter schützt der Sozialstaat vor Armutsrisiken. Hier reduzieren regelmäßige Transferleistungen das Armutsrisiko von Pensionist*innen um rund 63 %. Transferleistungen sind daher hauptverantwortlich, um Armut in Österreich zu verhindern.

Armut und Sozialstaat

Ohne Sozialstaat wären in Österreich 2,4 Millionen Menschen mehr armutsgefährdet. Sozialstaatliche Transferleistungen sind hauptverantwortlich, um Armut in Österreich zu verhindern.