Pflege und Betreuung
Wir müssen handeln.
Denn wir wollen jetzt und in Zukunft die menschenwürdige Pflege und Betreuung für alle sicherstellen.
Alt oder krank werden und auf die Hilfe von anderen angewiesen sein – das ist nicht leicht. Am wenigsten für jene, die selbst Betreuung und Pflege brauchen. Und für die Angehörigen, die helfen und unterstützen wollen.
Der Fleckerlteppich an Zuständigkeiten und Zugänglichkeiten in Österreich macht es noch schwieriger. Diesen strukturell zu beenden, ein zukunftsfittes Personal-Paket zu schnüren und die Pflege auf (finanziell) nachhaltige Beine zu stellen, das sind drängende und notwendige Aufgaben.
Die Pflege braucht Pflege. Aufmerksamkeit für die Menschen. Statt des Stückwerks den Mut zum großen Wurf. Ganz im Sinne einer guten Zukunft.
Unsere Forderungen an die Politik
Was die nächste Regierung für Pflege und Betreuung tun sollte:
1. Personal im Mittelpunkt
Bis 2030 brauchen wir 51.000 zusätzliche Mitarbeiter*innen in der Pflege. Aus Österreich und aller Welt. Fertig mit der Ausbildung oder noch am Anfang. Ergänzend zu jenen, die wir motivieren zu bleiben: Setzen wir alle Hebel in Bewegung, um mehr Personal zu finden und Fachkräfte zu halten. Bieten wir einen guten Rahmen.
Der Personalschlüssel gibt Auskunft, wieviele Klient*innen eine Fachkraft betreut. Wie viel Zeit für Körperpflege, Mobilität oder für Gespräche bleibt. Wie hochwertig die Pflege und Betreuung sein kann: Einheitliche und praxistaugliche Personalschlüssel sind Voraussetzung für bestmögliche Pflege und Betreuung und zufriedene Mitarbeiter*innen. Ohne die geht nichts.
Mehr qualifiziertes Personal erfordert mehr Ausbildung. Plus mehr Anleitung in der Praxis. Auch Zeit und Geld für gute Begleitung und Weiterbildung. Im Arbeitsalltag zu lernen ist unverzichtbar. Entsprechend muss auch die Anleitung gefördert und finanziert werden. Die Ressourcen dafür sind bestens investiert.
Erfahrene Mitarbeiter*innen halten, neue gewinnen – das ist das Ziel. Von der Förderung und Abgeltung von Supervision oder Fortbildung. Bis zum Abbau von Hindernissen an der Schwelle zur Pension: Gehälter und Dienstzeiten müssen am Leben der Beschäftigten orientiert sein. Sie schauen auf die Bedürfnisse von uns allen – schauen wir auch auf ihre.
2. Versorgung mit Perspektiven
Wie bleiben wir Menschen gesund und selbständig? Spielt keine Rolle. Pflegegeld gibt‘s aktuell erst, wenn man’s nicht mehr kann. Zeit für eine Reform der Einstufung und Abwicklung: Das Pflegegeld soll mehr als bisher helfen, Fähigkeiten zu erhalten und Menschen zu aktivieren. Denn sie wollen am Leben teilhaben.
Zu häufig hängen Pflege und Betreuung nicht vom Bedarf ab – der Wohnort entscheidet. Die Politik hat Lücken gelassen, aber wir lassen niemanden allein: Jeder bekommt die Pflege, die er oder sie braucht, und zwar dort wo er oder sie sie braucht.
Wir wollen gleiche Bedingungen. Zumindest vergleichbare: Leistungen, Kosten, Verfügbarkeit, Unterstützungen. Über alle Bundesländer-Grenzen hinweg. Nur einheitliche Zugänge und Standards sind fair. Gleichbehandlung ist nicht verhandelbar.
Pflege und Betreuung sind geprägt vom Blick auf das, was fehlt. Wir wollen in den Fokus bringen, was möglich ist. Für pflegerische Tätigkeiten, für rehabilitierende Maßnahmen – und natürlich für deren Abrechnung: Prävention und Gesundheitsförderung haben Vorrang. Ab sofort.
Der Löwenanteil der Pflege geschieht daheim. Geleistet von (meist weiblichen) Angehörigen. Sie brauchen materielle und professionelle Unterstützung. Sie brauchen Auszeiten mit Rückendeckung, zeitlich flexible Tageszentren und Fortbildung: Sie tragen das System und brauchen unsere Begleitung. An jedem einzelnen Tag.
3. Finanzierung und Digitalisierung
Die (budgetäre) Sicherung von Pflege und Betreuung ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Wir erreichen das Ziel nur, wenn die Finanzmittel reichen: Bedarf und Perspektive der Versorgung müssen die finanziellen Mittel bestimmen. Weil es umgekehrt auf Kosten der Menschen geht.
Digitalisierung ist im Gesundheits- und Sozialwesen Trend, Chance und Herausforderung. Ist die Sicherheit gewährt, gibt es viele Vorteile: Entlastung von Bürokratie, transparente Datenflüsse und produktive Zusammenarbeit aller Beteiligten. Gut gemanagte Digitalisierung bietet neue Lösungen für alte Probleme. Ein Digitalisierungsfonds ist hier eine wichtige Starthilfe. Investieren wir in innovative Konzepte und Projekte.
FAQ - Häufige Fragen & Antworten
FAQ Pflege und Betreuung - Allgemein
In erster Linie ist die demografische Entwicklung der Gesellschaft entscheidend für die Relevanz: Unsere Gesellschaft altert. Mit dem Alter kommen vermehrt Beschwerden, viele brauchen Pflege und Betreuung. Zudem stößt das System bei Pflege und Betreuung an seine Grenzen: Es fehlen an allen Ecken und Enden Fachkräfte, die budgetären Ressourcen sind knapp und die Kompetenzen kompliziert und zersplittert. Es braucht daher einen gesamthaften Reformprozess, der innovative Schritte setzt, einen großen Wurf statt vieler (kosmetischer) Korrekturen.
FAQ Pflege und Betreuung - Personal im Mittelpunkt
Wir müssen neue Mitarbeiter*innen für Pflege und Betreuung gewinnen und die aktuellen im Beruf halten. Ihre Zufriedenheit zu verbessern, sie langfristig an ihre Tätigkeit zu binden – das schafft auch gute Voraussetzungen für jene, die neu hinzukommen. Qualifizierte Aus- und Weiterbildung steht dabei im Vordergrund.
Zunächst einmal müssen ihre Ausbildungen einfacher anerkannt werden, damit sie schneller in den Beruf einsteigen können. Ein sicherer Aufenthaltstitel schafft zudem planbare Perspektiven. Das ist nur fair und wertschätzend. Denn es kommen Menschen zu uns, nicht nur Arbeitskräfte.
Pflege und Betreuung sind Dienst am Menschen. Das betrifft beide Seiten, die Klient*innen und das Personal. Ein guter Personalschlüssel sichert dem Personal ausreichend Zeit für die Klient*innen. Hier gilt es vor allem, zeitgemäße, flexible Modelle der Einsatzplanung einzuführen, die langfristiges und zufriedenes Arbeiten ermöglichen.
Gute Ausbildung in der Theorie ist wichtig. Damit das erlernte Wissen jedoch auch in der Praxis gut angewendet werden kann, braucht es die Anleitung durch erfahrene Kolleg*innen. Dieser Mehraufwand für die Anleitung in der Praxis muss abgegolten werden, indem die Praxisanleitung an sich und auch entsprechende Weiterbildung unterstützt werden.
FAQ Pflege und Betreuung - Versorgung mit Perspektiven
Rund 470.000 Menschen beziehen in Österreich Pflegegeld – eine Zahl, die aufgrund der demographischen Entwicklung weiter ansteigen wird. Auch wenn es durch Prävention und Gesundheitsförderung gelingt, den Anteil gesunder Jahre zu erhöhen, brauchen wir eine Reform des Pflegegeldes. Dabei sollten (moderne) aktivierende Pflegekonzepte und soziale Bedürfnisse im Mittelpunkt stehen. Häufig gibt es auch Probleme und Konflikte aufgrund von mangelnder Transparenz und komplizierter Beeinspruchung von Bescheiden – hier ist eine rasche Lösung notwendig.
Oft hängt die Verfügbarkeit von Angeboten an Pflege und Betreuung von der Postleitzahl ab, nicht vom Bedarf. Die Angebote und Möglichkeiten sind je Bundesland sehr unterschiedlich. Die benötigten Dienstleistungen müssen daher gezielt und flächendeckend dort ausgebaut werden, wo der Bedarf besteht. Es gilt, Versorgungslücken zu schließen und dort finanzielle Anreize zu setzen, wo Investitionen nötig sind.
Öffentliche Stellen, Pflegeorganisationen und zivilgesellschaftliche Initiativen bilden ein Netz an Angeboten, die sich in Qualität und Ausprägung stark unterscheiden. Am Ende einer notwendigen (bundesweiten) Harmonisierung von Angeboten und Leistungen werden drei Ziele erreicht:
1. Es gibt überall in Österreich vergleichbare Leistungen in vergleichbarer Verfügbarkeit zu vergleichbaren Kosten.
2. Gleiche Leistungen und einheitliche Handhabung, auch bei Zuzahlungshöhen und Eigenbeiträgen der Betroffenen – so entsteht Transparenz.
3. Es wird einfach, etwa im Fall der Übersiedelung in ein anderes Bundesland, weiterhin gut versorgt zu werden.
Statt zuerst auf die Defizite zu schauen, brauchen wir in Pflege und Betreuung einen Perspektivenwechsel. Ziel muss es sein, die Fähigkeiten der Menschen möglichst lange aufrechtzuerhalten und Hilfsbedürftigkeit hintanzustellen. Für wirksame Prävention braucht es eine Verbesserung der Kommunikation sowie Kooperation der unterschiedlichen Akteur*innen in Pflege und Betreuung – oft fehlt es Betroffenen auch an Wissen über gesundheitsfördernde Angebote. Diese allen zugänglich zu machen, entlastet den stationären Bereich erheblich.
Der überwiegende Teil pflegebedürftiger Menschen wird von ihren Angehörigen zuhause betreut. Diese herausfordernde Aufgabe erfordert breite Maßnahmen zur Unterstützung. Die Verbesserung ihrer (finanziellen) Lebenssituation sowie Schulungen und Beratung zeigen unsere Anerkennung und Wertschätzung. Pflege und Betreuung daheim sollen die gleiche finanzielle Zuwendung erhalten wie die stationäre Langzeitpflege. Zusätzlich muss Pflege zuhause besser und flexibler durch mobile Dienste ergänzt und entlastet werden können.
FAQ Pflege und Betreuung - Finanzierung und Digitalisierung
Das Budget kann man als in Zahlen gegossene Form der Politik eines Landes beschreiben. Was hier nicht vorkommt, hat keine finanzielle Abdeckung. Umso wichtiger ist es, langfristige Projekte wie die Reform von Pflege und Betreuung auch budgetär außer Streit zu stellen. Auch über Wahltermine und politische Wechsel hinaus braucht es ausreichende Finanzmittel – damit gemeinsame Anstrengungen und notwendige Reformschritte auch erfolgreich sein können.
Gut geplante Digitalisierung kann Transparenz-Defizite beseitigen und zugleich Potenziale im Sinne der Zugänglichkeit, Sicherheit, Qualität und Effizienz der pflegerischen Versorgung realisieren. Ein bundesweiter Digitalisierungsfonds in Höhe von 500 Mio. Euro könnte Innovationen fördern, Pilotprojekte finanzieren und die österreichweite Ausrollung erfolgreicher Projekte ermöglichen. Dadurch lassen sich Probleme mit dem Informationsfluss an den Schnittstellen verschiedener Anbieter reduzieren oder die praxistaugliche Vereinfachung von Prozessen einführen – etwa beim Übergang vom Krankenhaus in ein anderes pflegerisches Setting.