Nach seiner Flucht aus Afghanistan hat der 18-jährige Nasrat Sediqi bei Katharina Troy in Weiler ein Zuhause gefunden. Und damit verbunden Unterstützung, Halt sowie Geborgenheit.
Es wird viel gelacht am Küchentisch von Katharina Troy und Richard Gassner in Weiler. Seit eineinhalb Jahren gehört auch Nasrat Sediqi zur Familie. "Meine Kinder sind erwachsen und aus dem Haus, und nachdem ich in Pension gekommen bin, war für mich klar, dass ich mich sozial engagieren möchte", erzählt Katharina Troy. Über die Zeitung erfuhr sie vom Mentorenprogramm der Caritas-Flüchtlingshilfe. "Ich habe mir das Angebot genauer angeschaut und bei diesem Schnuppern Nasrat kennengelernt." Die "Chemie" stimmte zwischen den beiden von Anfang an: Die Tatsache, dass der junge Afghane genau wie sie selber Sport als großes Hobby hat und auch gerne kocht, war für sie klar: "Wir versuchen es."
Nachhilfe in Deutsch und Unterstützung im Alltag
Der Kontakt mit dem in einer Wohngemeinschaft für jugendliche AsylwerberInnen in Feldkirch lebenden jungen Mann wurde nach und nach stärker, Katharina Troy gab ihm Nachhilfe in Deutsch und unterstützte ihn dort, wo der Jugendliche Hilfe brauchte. Die Idee, den jungen Afghanen fix bei ihr zu Hause in Weiler aufzunehmen, passte für alle Beteiligten. "Ich habe früher als Lehrerin und Schuldirektorin gearbeitet, ich habe mir das zugetraut", erzählt Katharina Troy. Außerdem konnte ich auf den Rückhalt der Caritas zählen, wenn ich Hilfe gebraucht hätte. In Weiler lebt Nasrat Sediqi den Alltag eines ganz normalen Jugendlichen: Vormittags geht er in die Schule und holt den Pflichtschulabschluss nach. Neben seinem großen Hobby, dem Ringen, verbringt er seine Freizeit gerne mit Tennis, Skifahren, Radfahren oder mit seinen Freunden. "Er muss sein Zimmer selbst in Ordnung halten und die eine oder andere Arbeit im Haushalt erledigen, das gehört dazu", erzählt Katharina Troy und lacht: "Es gibt da auch ab und zu Krach, eben wie in einer ganz normalen Familie." Das Zusammenleben sei sehr bereichernd, erfordere aber von beiden Seiten Geduld und Toleranz. "Es tut uns aber allen gut", ist Katharina Troy überzeugt.
Nasrats Geschichte
Nasrat Sediqi ist durch die Geborgenheit und den Halt, den ihm sein neues Zuhause gibt, ruhiger und ausgeglichener geworden. "Wenn man die Geschichte seiner Flucht hört, versteht man, dass er anfangs oft aufbrausend war. Diese jungen Menschen haben ihn ihrem Leben schon viel kämpfen müssen." Nasrat senkt bei der Erzählung von Katharina Troy den Blick. Er macht sich große Sorgen um seine Mutter, die allein und schutzlos in Afghanistan geblieben ist und fühlt sich für sie verantwortlich. Sein Vater wurde getötet, sein Bruder ist seit dem verschollen. Er würde nichts lieber tun, als seine Mutter hierher nach Österreich holen. Für seine Zukunft ist ihm auch eine gute Ausbildung sehr wichtig. "Am liebsten würde ich Polizist werden, das geht aber nicht, weil ich die österreichische Staatsbürgerschaft noch nicht besitze", erläutert der junge Mann in perfektem Deutsch. "Plan B" ist für ihn eine weitere Schule zu besuchen oder eine Lehre zu beginnen. Bis dahin gibt es auf jeden Fall noch einiges zu lernen. An Motivation und Einsatzwillen mangelt es Nasrat Sediqi aber nicht: "Ich habe schon so viel geschafft, wir werden sehen, was möglich ist."
Wer Flüchtlinge in Österreich unterstützen möchte, findet hier alle Infos.