Der Umbau ist in vollem Gange, Fassade, Fenster, Dach und Stiegenhaus sind fertig, nun startet der Innenausbau: In der Stadt Salzburg, Plainstraße 83, wird es ab Anfang 2022 eigene, leistbare Wohnungen für Frauen in Not – mit und ohne Kindern – geben. Ein Zuhause, eigene vier Wände, Stabilität und Perspektive für Frauen, die sich dadurch leichter aus belastenden Situationen lösen und in ein eigenständiges und selbstbestimmtes Leben begleitet werden können.
Andrea Schmid, stellvertretende Direktorin der Caritas Salzburg: „Mir ist es sehr wichtig, dass wir als Caritas gerade bei Frauen und Kindern sehr genau hinschauen und unsere Hilfsangebote noch erweitern. In der Plainstraße 83 schaffen wir das erste Angebot für leistbare Wohnungen nur für Frauen in Not in Salzburg. Wir wollen diesen Frauen – mit oder ohne Kindern – ein Zuhause geben: ein niederschwelliges Angebot, leistbaren Wohnraum und damit die Möglichkeit eine Perspektive zu bekommen. Hilfe zur Selbsthilfe und ein Herzensprojekt der Caritas.“
„Aus Mitteln der Wohnbauförderung unterstütze ich dieses neue Projekt mit rund 1,5 Mio. Euro, um mit Übergangswohnungen für Menschen in Schwierigkeiten ein rasches und unbürokratisches Angebot zu schaffen. Dabei ist mir der hohe Wohnkomfort der Wohnungen sehr wichtig“, sagt Landesrätin Andrea Klambauer. Darüber hinaus wird das Caritas-Projekt auch mit Geldern aus dem Frauenressort der Landesrätin unterstützt, um mit jährlich rund 150.000 Euro die Betreuungskosten des Projekts abzudecken. „Durch die psychosoziale Betreuung werden Frauen in Notsituationen gezielt unterstützt, um nach einer Stabilisierung wieder in ihre Eigenständigkeit zurückzufinden. Der Umgang mit Geld kann (wieder)erlernt werden. In den Übergangswohnungen finden Frauen, mit und ohne Kinder, die nötige Ruhe und Sicherheit. Das Ziel dieser betreuten Wohnform ist schnell zu helfen, denn wir lassen keine Frau in Not zurück“, so Klambauer.
Sozialstadträtin Anja Hagenauer: „Die Plainstraße ist seit vielen Jahren ein Ort, an dem Menschen in Not Hilfe und Unterstützung finden. Gerade jetzt wo Frauen unverschuldet besonders unter Druck geraten sind ist dieses Angebot der Caritas besonders wertvoll und wichtig. Es freut mich sehr, dass das ehemalige Flüchtlingshaus in Zukunft ein Zuhause und Ort der Geborgenheit für Frauen in Not wird – denn keine Frau und kein Kind darf alleine zurückgelassen werden, dafür müssen wir als Gesellschaft sorgen. Vielen Dank an die Caritas die diesem Wohnprojekt den Weg geebnet hat und vielen Frauen einen neuen und unabhängigen Start ermöglicht.“
Zur Ruhe kommen im eigenen Zuhause
34 Wohnungen mit je etwa 30 m2 samt Bad und Küche werden zur Verfügung stehen, für Frauen mit oder ohne Kindern. Frauen in Not brauchen ein stabiles und leistbares Zuhause, wo sie zur Ruhe kommen und sich wieder aufrichten können – mit dem Ziel eines eigenständigen und geordneten Lebens. Bedarfsgerechte Betreuung soll diesen Weg erleichtern und die Armutsspirale unterbrechen. Der Umbau des Hauses läuft: die Außenarbeiten, ein neues Dach, neue Fenster und das Stiegenhaus sind schon fertig. Innenausbau und Raumausstattung werden bis Herbst 2021 umgesetzt.
Wer sind die Frauen, die in die neuen Wohnungen einziehen werden? Die Gründe sind vielfältig. Drei Beispiele:
Eine Frau aus einem österreichischen Nachbarland zieht der Liebe wegen nach Österreich. Nach 2-jähriger Beziehung bekommen sie und ihr Partner ein Kind. Der Partner war schon immer etwas eifersüchtig, jedoch konnte die Frau vor dem Kind gut damit umgehen. Als das Kind geboren war, durfte die Frau ohne ihren Mann nicht mehr aus dem Haus gehen. Der Mann wurde auch immer eifersüchtiger auf das Kind und lebte seine gefühlte Benachteiligung durch psychischen Druck auf seine Partnerin aus. Die Frau entschloss sich aus der Beziehung zu flüchten und wandte sich an eine Frauenberatungsstelle.
Eine Frau hatte eine langjährige Partnerschaft, welche von Beginn an nicht von Harmonie gekennzeichnet war. Sie wurde des Öfteren von ihrem Partner geschlagen. Auch die Polizei musste einschreiten und Wegweisungen aussprechen. Die Frau öffnete für ihren Partner jedoch immer wieder die Türe und konnte sich nicht von ihm trennen. Erst nach Jahren gelang es ihr, die Beziehung zu beenden und sich Hilfe zu suchen.
Eine Frau verliebte sich in ihrem Urlaub. Aus der Liebe entstand eine Fernbeziehung und schließlich eine Ehe. Zu Beginn war die Ehe von Verständnis und Harmonie geprägt. Doch noch einiger Zeit änderte sich der Partner und griff immer mehr zum Alkohol. Er fing an, seiner Ehefrau zu drohen - auch mit einem Messer. Die Frau schlief von diesem Moment an in einem anderen Zimmer und sperre sich ein. Durch ihre Verzweiflung schaffte sie es, bei einer Frauenberatungsberatungsstelle Hilfe zu holen und sich von ihrem Mann zu trennen.
Wer kann einziehen?
Ab Anfang 2022 können die Frauen einziehen – die Vergabe der Wohnungen erfolgt in enger Abstimmung mit Kooperationspartnern wie dem Gewaltschutzzentrum, den Salzburger Frauenhäusern und den Einrichtungen der Caritas wie dem Haus Elisabeth. Die Frauen, die einziehen können, sind über 18 Jahre alt und von struktureller, psychischer und/oder physischer Gewalt betroffen oder von Delogierung bedroht und müssen sich selbst versorgen können.
Tatkräftige Unterstützung kommt von der Hello bank!
Robert Ulm, CEO der Hello bank!: „Unter dem Motto ‚Jetzt handeln für ein Morgen voller Möglichkeiten‘ wollen wir Bewusstsein schaffen für die Tatkraft jedes einzelnen, einen wertvollen Beitrag für ein Morgen voller Möglichkeiten zu leisten. Dazu zählt auch unsere Partnerschaft mit der Caritas." Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hello bank! engagieren sich im Rahmen des Corporate Volunteering beim Caritas-Projekt unter anderem bei der Garten- oder Wohnungsgestaltung, bei gemeinsamen Aktivitäten oder der Sammlung von Möbeln und Ausstattung für die Frauen.
Die Fakten
Von April bis Ende Juli 2020 wurde das Haus als 24-Stunden-Quartier für obdachlose Menschen genutzt. Im Herbst 2020 startete die Caritas mit dem Umbau, Anfang 2022 wird das Haus mit 34 Wohnungen eröffnet. Das Ziel der Caritas sind leistbare Wohnungen. Die Wohnungen stehen für alle Frauen in Not – aus Stadt und Land Salzburg – ab 18 Jahren, mit oder ohne Kindern zur Verfügung. Finanziert wird das Projekt mit Förderungen des Landes Salzburg, Mitteln der Wohnbauförderung, des Nutzungsentgeltes und aus zweckgewidmeten Spenden.
Sachspenden (z.B. Ausstattung), Zeitspenden (z.B. freiwillige Arbeit) und Geldspenden sind natürlich sehr willkommen und eine wichtige Unterstützung für das Projekt.