Menschen mit Behinderung sind in der Demokratischen Republik Kongo besonders marginalisiert und aus der Gesellschaft ausgeschlossen. Sie sind somit diejenigen die am Stärksten von Armut betroffen sind. Vor allem Menschen mit Behinderung, die in ländlichen Gebieten wohnen sind stark benachteiligt. Kinder besuchen keine Schule und haben somit kaum Zugang zur Arbeitswelt und zum gesellschaftlichen Leben.
Aus diesem Grund setzen wir mit lokalen Partnern in dreizehn Provinzen des Landes das Projekt „Écoutez-Nous!“ („Hört uns!“) um. Es soll Menschen mit körperlichen Behinderungen stärker in die Gesellschaft integrieren. Die ehemalige Provinz Katanga ist eine der politisch und ökonomisch bedeutendsten Provinzen der DR Kongo und könnte damit zum Vorbild für andere Provinzen werden.
Unser Projekt soll Lebensbedingungen für Menschen mit körperlichen Behinderungen verbessern. Mit eingebunden sind zahlreiche Sportvereine, Schulen, Elternvereine, lokale Autoritäten sowie die wesentlichen politischen Funktionäre der Provinz.
Zur Erreichung dieses Ziels verfolgt das Projekt zwei Ansätze:
1. Inklusion und Selbstermächtigung durch Sport
Sport verstärkt ein tolerantes Verhalten, Selbstwertgefühl sowie die eigene Gesundheit. Das alles sind Fähigkeiten, die dabei helfen schwierige Lebenssituationen zu überwinden und Zukunftsperspektiven zu entwickeln. Daher wurde in vier Provinzen eine Behindertensportliga gegründet. Sitz-Volleyball, Goalball (ein Ballsport für Menschen mit Sehbehinderung) sowie leichtathletische Disziplinen gehören mittlerweile zum Repertoire. Mittlerweile haben sich innerhalb des Landes zahlreiche Teams formiert und es werden regelmäßig Tuniere organisiert. Ein besonderer Fokus liegt auch auf dem Aufbau einer landesweiten Liga in Sitz-Volleyball.
„Menschen mit Behinderung sollen sich selbstverwirklichen und weiterentwickeln können. Wir möchten, dass sie aufstehen und eine Stimme erhalten – im wortwörtlichen und metaphorischen Sinn“, so Schwester Liliane Mujinga, die Koordinatorin unseres Projekts vor Ort.
Dank der effektiven Arbeit in den letzten Jahren sicherte sich die Nationalmannschaft in Sitzvolleyball bereits Erfolge und erzeugte ein breites Medienecho. Die kongolesische Frauenmannschaft in Sitzvolleyball hatte sich sogar für die Weltmeisterschaften im Juli 2018 in den Niederlanden qualifiziert. Auf Grund fehlender finanzieller Ressourcen konnte sie jedoch nicht daran teilnehmen.
2. Inklusiver Turnunterricht an Schulen
Ein weiterer Ansatz ist die Etablierung eines inklusiven Turnunterrichts an möglichst vielen Schulen des Landes. Bis zum Jahr 2024 sollen 380 Schulen in dreizehn Provinzen einen inklusiven Turnunterricht anbieten und somit 1500 Schüler und Schülerinnen mit Behinderung aktiv am Turnunterricht teilnehmen können.
Das zentrale Projektziel ist die Inklusion von Menschen, insbesondere Kindern und Jugendlichen, mit körperlichen Behinderungen. Durch politische Maßnahmen zur Armutsbekämpfung sowie Einbeziehung der lokalen Bevölkerung soll Diskriminierung verhindert und Selbstermächtigung geschaffen werden.