Vier Schüler*innen der Lologo Schule im Südsudan

Lologo Schule im Südsudan © Elisabeth Sellmeier

Caritas zu Welttag der Kinderrechte: „Wir können uns keine verlorene Generation leisten.“

Vizepräsident Bodmann: „Die nächste Bundesregierung muss jene sein, die das Bekenntnis zum 0,7%-Ziel in Entwicklungszusammenarbeit und Humanitärer Hilfe auch in Taten umsetzt.“

Die Situation von Kindern, die von Konflikten betroffen sind, ist weltweit auf einem neuen Tiefpunkt, sagt Alexander Bodmann, Vizepräsident der Caritas Österreich und verantwortlich für Internationales anlässlich des Welttages der Kinderrechte: „Aktuell sind 473 Millionen Kinder direkt durch bewaffnete Konflikte und Krieg gefährdet - fast doppelt so viele wie Mitte der 1990er Jahre. Klar ist, jedes Kind in Gefahr ist eines zu viel. Dazu kommt, dass noch nie so viele schwere Kinderrechtsverletzungen festgestellt wurden, wie jetzt. Das ist ein Skandal!“ Laut dem jährlichen Bericht der Vereinten Nationen ist die Zahl der Tötungen und Verstümmelungen von Kindern um erschütternde 35 Prozent angestiegen. Angriffe auf Schulen und Krankenhäuser sind in vielen Teilen der Welt Realität mit dem Ergebnis, dass ganz häufig Kinder zu den Opfern dieser Angriffe werden. Bodmann: „Kinder werden immer häufiger bewusst zur Zielscheibe, statt ihnen einen möglichst hohen Grad an Schutz und Sicherheit zukommen zu lassen. Hier verstoßen Kriegs- und Konfliktparteien bewusst gegen internationales Recht. Dazu kommt, dass Kinder in Konflikten besonders unter Hunger und fehlender Bildung leiden. Das dürfen wir als Weltgemeinschaft nicht einfach hinnehmen.“

Zugang zu humanitärer Hilfe zu allen Zeiten sicherstellen!
Alle Staaten müssen die Kinderrechte, Menschenrechte und humanitäres Völkerrecht respektieren, schützen und erfüllen, appelliert Bodmann: „Es gilt vor allem im Kontext von Konflikten, den Zugang zu humanitärer Hilfe zu allen Zeiten sicherzustellen.“ Sein Appell richtet sich vor allem auch an Österreich: „Tatsache ist: Kinder von heute gestalten die Welt von morgen. Nicht nur aber auch deshalb gilt es, einen Fokus auf Kinder zu setzen. Österreich braucht eine Kinderrechtsstrategie in der Außen- und Entwicklungspolitik, damit unsere Hilfe zielgerichtet erfolgt. Und wir müssen uns dafür einsetzen, dass Kinderrechte eingehalten werden, wo Staaten diese nicht schützen können.“ Die nächste Bundesregierung muss sich vor allem auch zum international vereinbarten 0,7%-Ziel für Entwicklungszusammenarbeit und Humanitäre Hilfe bekennen und die Humanitäre Hilfe Österreichs mit angemessenen und planbaren Mitteln ausstatten, so Bodmann: „Diese Hilfe rettet Leben - darunter das Leben vieler Kinder. Und sie baut Ungleichheiten ab, verhindert Armut und Hunger und entschärft die Haupttreiber für Konflikte und Gewalt. Für ein Österreich, das Verantwortung in der Welt übernehmen will, ist diese Hilfe alternativlos.“

Gaza: Großteil der Todesopfer sind Kinder und Frauen
Fast 70 Prozent der Todesopfer im Rahmen des Gaza-Konflikts sind Frauen und Kinder. Bodmann: „Es ist entsetzlich, dass die meisten der verifizierten Todesopfer in Gaza Kinder sind.“ Dramatisch wirkt sich der Konflikt auch auf die Ernährungssituation der aus. So werden 91% der Bevölkerung, d.h. rund 1,95 Millionen Menschen voraussichtlich mit hohen Niveaus akuter Ernährungsunsicherheit konfrontiert sein. Dazu kommt die verheerende Situation in der Gesundheitsversorgung: 19 von 36 Krankenhäuser sind außer Betrieb und mindestens 318 Hilfskräfte wurden getötet. Bodmann: „Dieser Krieg gefährdet sämtliche Rechte von Kindern.“

Sudan: Kinder von Hunger in katastrophalem Ausmaß betroffen
Während der Sudan nicht Teil der täglichen Schlagzeilen sind, ist eine Hungerkrise bzw. gar Hungersnot für drei von vier Kindern Realität. Das heißt 16,4 Millionen Kinder sind von akuter bis akut-schwerer Unterernährung betroffen oder es fehlen gar Nahrungsmittel, um überhaupt zu überleben. Save the Children schilderte zuletzt das katastrophale Ausmaß, etwa dass Menschen vor Ort Gras essen, um zu überleben. Bodmann: „Wenn man sich diesen Bericht vor Augen führt, ist es absolut unverständlich, warum wir mit einer Finanzierungslücke für die humanitäre Hilfe konfrontiert sind. Während der Plan für den humanitären Bedarf und die humanitäre Hilfe 2024 für den Sudan 2,7 Milliarden US-Dollar erfordert, sind nur 1,5 Milliarden gesichert. Das ist dramatisch, wenn man sich die Realitäten der Menschen vor Ort vor Augen führt. Die Möglichkeit zur Hilfe für die internationale Gemeinschaft wäre da, aber wir müssen uns hier mittlerweile fragen, ob nicht der Wille fehlt.“

Caritas-Hilfe kommt an und wirkt
Die Caritas ist sowohl in Gaza als auch im Sudan und den Nachbarländern aktiv. Andreas Knapp, Generalsekretär für Internationale Programme der Caritas Österreich: „In Gaza verteilen wir Lebensmittel. In Zusammenarbeit mit dem World Food Programm konnten durch das internationale Caritas Netzwerk bereits mehr als 1 Million Menschen mit Lebensmittel versorgt werden. Zusätzlich stellen wir Unterkünfte und Hygieneartikel zur Verfügung, verteilen Bargeld- und Gutscheinhilfen und bieten psychologische Hilfe sowie Freizeitaktivitäten an.“ Im Sudan ist die humanitäre Hilfe mit erheblichen operativen Herausforderungen konfrontiert, aber auch dort werden Lebensmittel verteilt und andere lebensnotwendige Dienste unterstützt. Im Südsudan werden Rückkehrer*innen aus dem Sudan in einem Flüchtlingslager mit Nahrungsmitteln und anderen Hilfsgütern für Unterkünfte versorgt.
Caritas-Organisationen weltweit führen Nothilfe- und Resilienzprogramme durch, so Knapp: „Für uns ist klar: Wir geben nicht auf. Wir schauen hin, wir helfen auch jenen Menschen, für die die Weltgemeinschaft oft nur wenig Aufmerksamkeit hat.“