Von Matthias Fettback. Dieser Beitrag ist Teil des Blogs "Hautnah am Hunger".
Dass Tartisio Wandu Bimo sein 60. Lebensjahr schon überschritten hat, merkt man dem lebensfrohen Südsudanesen kaum an. Doch viel Gelegenheit dazu, fröhlich zu sein, hatte der Urenkel der ehemaligen Königsfamilie der Azande in seinem bisherigen Leben nicht:
Kurz nach Ende seiner Schulzeit kam es zum Ausbruch des Bürgerkrieges - einer der längsten und grausamsten Kriege in der Geschichte Afrikas, der bis heute nie vollständig endete.
In der kurzen Friedenszeit Mitte der siebziger Jahre gelang es Wandu, tropische Landwirtschaft zu studieren, die in seinem weiteren Berufsleben seine Passion werden sollte. In der Hoffnung auf Frieden machte der junge Agronom Land im Regenwaldgebiet seiner königlichen Vorfahren urbar und kultivierte eine Kaffeeplantage mit wertvollen Kaffeesorten. Doch der Krieg brach erneut aus, zerstörte die Kaffeeplantage und Wandu musste zusammen mit seiner Familie in die benachbarte Zentralafrikanische Republik flüchten. Dort teilte er mit hunderttausenden von Südsudanesen das Schicksal eines vieljährigen Exils.
Nach dem Friedensabkommen 2005 kehrte Tartisio Wandu in seine Heimatregion Western Equatoria zurück und versuchte, als landwirtschaftlicher Berater Fuß zu fassen. Seine Vision war es, das einst als "Kornkammer Zentralafrikas" bezeichnete Western Equatoria landwirtschaftlich zu entwickeln, sodass Bauern wieder Nahrungsmittel für die durch den Krieg hungernden Menschen im Norden des Landes erzeugen können. Diese Idee wurde von der Caritas zusammen mit der Diözese Tomura-Yambio und anderen Partnern weiterentwickelt und 2010 in die Tat umgesetzt. Tartisio Wandu wurde Produktionsleiter und verantwortlich für die Arbeit von 16 landwirtschaftlichen Beratern, die Bauerngruppen durch Training und Starthilfen in Form von Saatgut und Gerätschaften unterstützen.