Dürre, Ernteausfälle, Viehdiebstähle: Jeder Tag ist ein Überlebenskampf. In unserem Projekt werden Frauen und Jugendliche gestärkt, sodass sie ein gleichberechtigtes Leben frei von Gewalt führen und ihr Wissen in der nachhaltigen Landwirtschaft mit ihren neuerworbenen handwerklichen Fähigkeiten einsetzen können.
Zola (Name geändert, 28) hat viel Bitteres erlebt. Ihr Vater starb bei kriegerischen Auseinandersetzungen mit einem anderen Stamm. Sie selbst ist HIV positiv. Ihr Mann kam bei einem Überfall ums Leben. Jetzt muss Zola allein für ihre zwei kleinen Söhne sorgen – in Karamoja, der Region mit der höchsten Kindersterblichkeitsrate in Uganda. Hilfe erfährt sie von Pater Philip Amek, der im Dorf Loyoro das Projekt leitet.
Im von Dürre geprägten Nordosten Ugandas geboren, war Zola schon als Baby am Rücken ihrer Mutter, einer Nomadin, in der Region unterwegs – dem Regen folgend, auf der Suche nach Weiden. Doch schon damals wurde man oft nicht satt. Als dann im Zuge bewaffneter Konflikte Zolas Familie staatlicherseits vorgeschrieben wurde, in der trockensten Gegend sesshaft zu werden, schien die Situation ausweglos.
Aus Nomad*innen wurden Bauern*Bäuerinnen und Viehzüchter*innen
Die Bezirke Kotido und Kaabong in der Region Karamoja im abgelegenen Nordosten Ugandas gehören zu jenen Gebieten mit den schwierigsten Lebensbedingungen im Land. Die Menschen leben von Ackerbau und Viehhaltung. 74 Prozent leiden unter akuter Armut. Die Lebenserwartung liegt bei nur 48 Jahren!
Chronische Mangel- und Unterernährung, Analphabetismus und Perspektivenlosigkeit beschleunigen die Spirale der Armut. Viele Frauen und Männer mussten ihr Nomad*innenleben aufgeben und kämpfen jetzt als Bauern und Bäuerinnen ums Überleben. Mangelnde Kenntnisse im Ackerbau und die ungewohnte Lebensweise erschweren den Weg in eine sichere Zukunft. Hinzu kommen lange Trockenperioden und Überschwemmungen, die die gesamte Ernte und Böden zerstören.
Dem nicht genug, gibt es in der Region Karamoja seit Jahren bewaffnete Konflikte zwischen unterschiedlichen ethnischen Gruppen, die sich gegenseitig mit Viehdiebstählen, Überfällen, Morden, Entführungen und Vergewaltigungen von Frauen und Mädchen bekämpfen. Durch diese Konflikte wurde das Gebiet vom Rest Ugandas isoliert, und es fehlt an Unterstützung und Hilfe. Infrastruktur und Wirtschaft sind geschädigt, die sozialen Verhältnisse äußerst erschwert. Fehlende Bildung führt zu Analphabetismus und fehlende Gesundheitsversorgung zu verbreiteten Krankheiten bei Menschen und Tieren. Die Menschen haben keine Zukunftsperspektive. Was Glück bedeutet, haben sie nie erfahren!
Lernen für eine selbstständige Zukunft
Durch unsere Partner vor Ort – vor allem Pater Philip Amek, der das Projekt für Frauen und Jugendliche ins Leben gerufen hat und Pater Andrew Mitema, der es tagtäglich mit großem Engagement vorantrieb – haben 180 Frauen in einem Zweijahresprogramm von geschulten Gärtner*innen in fünf Gemeinschaftsgärten die Grundlagen des Ackerbaus, wie Gemüseanbau, Saatgutvermehrung, richtige Lagerung und Regenwasserspeicherung erlernt. Zusätzlich gab es wichtige Schulungen zu Themen wie Ernährung und Einkommensverwaltung. Das Erlernte sicherte den Frauen und rund 900 indirekt Begünstigten eine neue Existenzgrundlage. Jetzt wird in fünf Dörfern Gemüse angebaut. Es entstanden fünf Gemeinschaftshäuser, die Raum bieten, um sich auszutauschen, um lesen, schreiben und nähen zu lernen und Schmuck herzustellen. Für die Menschen hat sich eine neue Welt aufgetan!
Vor diesem Hintergrund entwickelte sich unser aktuelles Projekt, das Frauen und Jugendliche in den Pfarren Loyoro, Panyangara und Kaabong in der Region Karamoja gesellschaftlich und ökonomisch stärken wird, den Menschen ein gleichberechtigtes Leben frei von Gewalt ermöglicht und ihnen Wissen vermittelt, das sie in der nachhaltigen Landwirtschaft und Handwerksberufen anwenden können.
Es entstehen 39 Empowerment-Gruppen, in denen Mitglieder Kenntnisse und Fähigkeiten erwerben können, um sich zu organisieren und aktiv einzubringen. Es finden Schulungen zu Spar- und Kreditvereinen, nachhaltiger Landwirtschaft und Hausgärten sowie Handwerksausbildungen statt. Eine Getreidebank wird errichtet. Gartengeräte und dürreresistentes Saatgut (Gemüse, Getreide) werden verteilt, und es gibt Ausbildung in Kleintierhaltung. Darüber hinaus bietet das Projekt den Menschen einen sicheren Raum für Bewusstseinsbildung und Sensibilisierung durch Dialog, Lieder, Theater und Rollenspiele. Hier werden besonders Themen wie Frauenrechte und Gleichberechtigung, häusliche Gewalt, Alkohol, HIV/Aids sowie Zwangs- und Frühverheiratung angesprochen. Ziel ist es, die Menschen durch Schulungen zu befähigen, sich selbst zu verwalten und die neuen Erfahrungen langfristig weiterzuführen.
Das Projekt ist durch die Zusammenarbeit der beiden sich bekriegenden Ethnien Jie und Dodoth friedensfördernd und schafft eine Basis des gegenseitigen Vertrauens und Dialogs. Projektaktivitäten wie gemeinsame Jugendcamps, Näh- und Kochkurse sowie Treffen der Mitarbeiter*innen der drei Pfarren ermöglichen den Menschen, sich in einem neuen Rahmen kennenzulernen, auszutauschen und das Gute im Anderen zu sehen. Durch den Austausch innerhalb der Jugendgruppen sind Freundschaften zwischen Einzelpersonen und Familien und Gruppen entstanden. Es kommt auch zum Austausch zwischen den Gruppen bei Todesfällen oder anderen Ereignissen.