Der elfjährige Witali lebt gerne im Kinderdorf Gomel im Südosten Belarus. Zuvor war er in einem staatlichen Kinderheim untergebracht, da seine Familie sich nicht um ihn kümmern kann. Witali ist seit seiner Geburt beeinträchtigt. Als er im Kinderdorf einzog, konnte er nur liegen.
Nach wie vor leben in Belarus Kinder mit Beeinträchtigungen meist in großen, staatlichen Kinderheimen, weitab größerer Städte. Dort sind sie ausgeschlossen von der Gesellschaft, ohne Möglichkeit zur Integration.
Mütter und Familien mit beeinträchtigten Kindern kommen oft nicht zurecht, es fehlt an Tagesbetreuung, Therapieangeboten oder Heilbehelfen und vor allem an der Offenheit der Gesellschaft, ein Kind mit Beeinträchtigung zu akzeptieren. Den Müttern raten die Ärzte schon bei der Geburt, ein Kind mit Beeinträchtigungen in ein Heim zu geben, weil sie keine Unterstützung erwarten können.
Das Kinderdorf Gomel, die erste private Einrichtung dieser Art in Belarus, ist für 60 Kinder mit Beeinträchtigungen ein neues Zuhause. Es gilt als Modellprojekt für das ganze Land. Denn erstmals können Kinder mit Beeinträchtigungen in familienähnlichen Gruppen zusammen leben. So erfahren sie Wärme und Geborgenheit aber auch Regeln und Konfliktsituationen wie in einer Familie.
Die Kinder erhalten außerdem Therapien, werden medizinisch betreut und gefördert. Die Schwestern, die mit den Kindern arbeiten, wurden alle in Polen entsprechend ausgebildet. Ihr Fachwissen hilft den Kindern. Viele lernen dank der unermüdlichen Arbeit der Schwestern erst gehen, essen oder sich anzuziehen. Das sind große Schritte in Richtung Integration.