Libanon
Brennpunkt Libanon
zuletzt aktualisiert: 23.12.2024
Der Libanon sah sich zwischen September und November 2024 der schwersten Eskalation des Konflikts mit Israel seit dem Libanonkrieg 2006 gegenüber: Über eine Million Menschen waren gezwungen ihre Häuser und Wohnungen zu verlassen, es gab mehrere tausend Todesopfer. Seit dem Waffenstillstand am 27. November 2024 kehrten viele wieder zurück, doch die Infrastruktur in vielen Orten und Städten, vor allem im Süden, ist schwer getroffen und stark beschädigt. Die Caritas Österreich leistete auch in dieser akuten Notlage vieler Binnenflüchtlinge Nothilfe in Form von Nahrungsmittelpaketen, Hygieneartikel, Babyartikel, sowie Matratzen und Decken gegen die angehende Kälte.
Seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs 2011 ist der Libanon eines der wichtigsten Aufnahmeländer für aus Syrien geflüchtete Menschen. Nach Angaben der UNO befinden sich aktuell rund 1,5 Millionen Syrer*innen im Libanon – einem Land, das kleiner ist als Tirol. Während einer Wirtschaftskrise historischen Ausmaßes, die durch hohe Arbeitslosenquoten, Inflation und einen begrenzten Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen gekennzeichnet ist, verschärft auch politische Instabilität die Situation der Menschen im Libanon.
So hilft die Caritas: Die Caritas Österreich unterstützt die Nothilfe der Caritas Libanon bei der Bereitstellung von Nahrungsmitteln und warmen Mahlzeiten, medizinischer Hilfe und Hygienekits, psychologischer Unterstützung und Unterkünften für Familien. Die aktuelle Unterstützung fokussiert unter anderem auf der Bereitstellung medizinischer Hilfe und Dienstleistungen, dem Zugang zu hochweritgen Bildungsangeboten sowie dem Schutz und der Unterstützung von Arbeitsmigrant*innen und besonders vulnerablen Bevölkerungsgruppen im Libanon.
Die wichtigsten Fakten zur Lage im Libanon
- 3,9 Mio. Menschen innerhalb Libanons benötigen humanitäre Hilfe (davon knapp 2 Mio. Kinder)
- Mehr als die Hälfte der Libanes*innen und 90 % der syrischen Geflüchteten im Libanon lebt unter der Armutsgrenze
- 2 Mio. Menschen im Libanon haben nicht ausreichend Zugang zu sauberem Wasser. Der Libanon ist eine der am stärksten von Trinkwasserknappheit betroffenen Nationen der Welt. 2,7 Millionen Menschen haben eingeschränkten Zugang zu sicherem Wasser und sanitären Einrichtungen.
- Schätzungen und Berichte aus verschiedenen Quellen wie der Weltbank, UNICEF und Oxfam deuten darauf hin, dass die Lebensmittelinflation auch in 2024 weiterhin in einem alarmierenden Bereich von rund 200 % bis 300 % liegt. Diese exorbitanten Preissteigerungen sind zum Teil auf die drastische Abwertung der libanesischen Währung, steigende Importkosten und die allgemeine Instabilität des Landes zurückzuführen.
- Die libanesische Währung hat seit dem Beginn der Wirtschaftskrise 2019 mehr als 90 % ihres Wertes gegenüber dem US-Dollar verloren. Dies hat zu einer dramatischen Verschärfung der wirtschaftlichen Notlage im Libanon geführt.
- ca.1,5 Mio. Menschen aus Syrien befinden sich aktuell im Libanon - das entspricht einem Viertel der Gesamtbevölkerung des Landes
- Mehr als 60 % der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze
- Fast ein Drittel der aktiven erwachsenen Arbeitskräfte und fast die Hälfte der jungen Erwachsenen sind arbeitslos
- Rund 85 % der Menschen fehlt der Zugang zu notwendigen Medikamenten.
- Die staatliche Stromversorgung ist auf eine Stunde pro Tag begrenzt. Die Stromversorgung ist nur durch private und teure Generatoren sichergestellt, und auch sie funktionieren nicht durchgängig.
- 1,45 Millionen Kinder im schulpflichtigen Alter gelten als unterstützungsbedürftig, um überhaupt Zugang zu Bildung haben zu können.
Schutz- und Gesundheitsmaßnahmen für vulnerable Menschen im Libanon
Diese mulitplen Krisen im Libanon tragen auch zu Schwachstellen im Schutz- und Gesundheitsbereich bei und beeinträchtigen das Wohlergehen gefährdeter Mädchen, Buben, Frauen und Männer sowohl aus der libanesischen Bevölkerung, als auch aus Migrantengruppen und der Flüchtlingsbevölkerung.
Das Projekt PHASE (Protection and health assistance in emergencies for vulnerable girls, boys, women and men in Lebanon) unterstützt aktuell knapp 5.000 besonders vulnerable Libanes*innen sowie in den Libanon geflüchtete Personen mit Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen. Des Weiteren trägt das Projekt zur Bewältigung von Problemen, die durch den erschwerten Zugang zu Gesundheitsdiensten (etwa primäre und sekundäre Gesundheitsversorgung, Gesundheitsdienste für Menschen mit Behinderung und Kinder unter fünf Jahren) und durch Schutzrisiken (geschlechtsspezifische Gewalt, Ausbeutung, Kinderehe, Zwangsräumung usw.), die zu einer psychischen und finanziellen Destabilisierung führen bei.
PHASE wird gefördert von der Austrian Development Agency.
- Mädchen, Buben, Frauen und Männern - egal ob sie geflüchtet sind oder zugewandert - bekommen die medizinische und psychologische Hilfe, die sie brauchen, um gesund zu bleiben und sich besser gegen Krankheiten und Notlagen im Libanon zu schützen.
- Mädchen, BUben, Frauen und Männer, die im Libanon Zuflucht suchen, werden durch Beratungs- und Schutzangebote besser vor (insbesondere geschlechtsspezifischen) Schutzrisiken geschützt. Dadurch werden sie widerstandsfähiger gegen Risiken.
- Bereitstellung primärer Gesundheitsdienste, einschließlich psychischer Gesundheitsdienste durch Caritas-Kliniken und mobile medizinische Einheiten, inklusive Beratung, Behandlung und Vergabe von Medikamenten; sowie die spezielle Unterstützung von schwangeren und stillenden Frauen
- Veranstaltungen und Trainings über sexuelle und reproduktive Gesundheit und geschlechtsspezifische Gewalt;
- Bereitstellung eines gerechten, würdigen und sicheren Zugangs zu Schutzdiensten durch effektives Fallmanagement;
- Bereitstellung psychosozialer Unterstützungs und Rechtsdienste für gefährdete Begünstigte;
- Bereitstellung sicherer Unterkünfte
Schutz vor Zwangsarbeit und Missbrauch im Libanon
Trotz der vielen Herausforderungen innerhalb des Landes bleibt der Libanon ein Zielland für asiatische und afrikanische Arbeitsmigrant*innen, die jedoch hohen Schutzrisiken ausgesetzt sind und leicht Opfer von Zwangsarbeit werden. Unterstützung bekomme sie durch das Projekt „LEA“.
LEA zielt darauf ab, Zwangsarbeit und Ausbeutung im Libanon zu reduzieren, indem der Schutz und der Zugang zum Recht für Arbeitsmigranten verbessert werden. Es richtet sich an staatliche Behörden, Strafverfolgungsbehörden, NGOs und zivilgesellschaftliche Organisationen, um deren Fähigkeiten zur Identifizierung von Opfern von Missbrauch zu stärken und den Zugang zu Justiz und Schutzmechanismen zu verbessern. Insgesamt 7.500 Arbeitsmigrant*innen werden über das Projekt LEA erreicht und mit direkten Hilfsleistungen, Sensibilisierung und rechtlichem Beistand im Libanon unterstützt.
LEA wird gefördert von EuropAid und der Austrian Development Agency.
- Verbesserte Wirksamkeit von Unterstützungsmechanismen und Kapazitätsaufbau für staatliche Einrichtungen
- Sensibilisierung und Wissensaufbau in der Öffentlichkeit und bei anderen Stakeholdern
- Schutz und Stärkung der Rechte von ausländischen Haushaltshilfen sowie Sensibilisierung der Öffentlichkeit
Caritas Projekte im Libanon
Frauenhaus für Flüchtlinge - Libanon
Häusliche Gewalt tritt verstärkt in Familien auf, die von bewaffneten Konflikten, Flucht und extremer materieller Not betroffen sind. Im von der Caritas seit Mitte 2014 finanzierten Frauenhaus in Chekka finden syrische Flüchtlingsfrauen mit ihren Kindern Schutz und Betreuung.
Kinderschutz
Der Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Missbrauch, Gewalt, Ausbeutung und Vernachlässigung hat in unserer Arbeit oberste Priorität. Mithilfe von Child Safeguarding, dem institutionellen Kinderschutz, gewährleisten wir, dass Kinder innerhalb unserer eigenen Organisation geschützt und in Sicherheit sind.