Syrien
Multiple Krisen belasten die syrische Bevölkerung
Die Menschen in Syrien kommen nicht zur Ruhe. Der seit 2011 andauernde Syrienkonflikt, eine historische Wirtschaftskrise und im Februar 2023 noch das verheerende Erdbeben. Diese multiplen Krisen befeuern sich gegenseitig und haben dramatische Auswirkungen auf die syrische Bevölkerung: 16,7 Millionen Menschen sind mittlerweile auf humanitäre Hilfe angewiesen, über 14,6 Millionen Menschen sind von Ernährungsunsicherheit betroffen. Die Caritas Österreich ist bereits seit den 1990ern in Syrien aktiv. Aktuell unterstützen wir rund 35.000 Personen in Syrien.
Unsere Hilfe ist immer auf zwei Säulen aufgebaut: Der akuten Nothilfe und der Schaffung von Perspektiven.
Die wichtigsten Fakten zur Krise in Syrien
- 16,7 Mio. Menschen innerhalb Syriens (~78% der Bevölkerung) benötigen humanitäre Hilfe (davon 7,5 Mio. Kinder)
- 14,6 Mio. Menschen sind in Syrien von Ernährungsunsicherheit betroffen
- Über 1 Mio. Kinder sind von Mangelernährung betroffen (360.000 davon sind akut mangelernährt)
- Knapp 7 Mio. Menschen sind innerhalb Syriens auf der Flucht
- 5,7 Mio. Menschen (83% der Schutzsuchenden) sind in die angrenzenden Nachbarländer geflohen
- Bis zu 3 Millionen Kinder können aktuell nicht zur Schule gehen
- 90% der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze
Weitere Informationen zur humanitären Lage in Syrien findet ihr im Humanitarian Needs overview 2024 von UN OCHA.
So hilft die Caritas
Die Caritas Österreich ist seit den 90er Jahren in Syrien tätig, ab 2011 wurde die Hilfe stark ausgeweitet. Dadurch erhielten seit 2011 an die 230.000 Menschen im Nahen Osten konkrete Hilfe Seitens der Caritas und ihrer lokalen Partner*innen. Unsere Hilfe fußt dabei immer auf zwei Säulen: der akuten, überlebenswichtigen Nothilfe und dem Wiederaufbau von Lebensgrundlagen. Möglich ist das nur durch die langjährige und gute Zusammenarbeit mit unseren Partnern vor Ort.
Aktuell unterstützen wir auf diese Weise in Syrien unter anderem mehr als 3.000 Kinder und Jugendliche dabei, ihr Recht auf Bildung wahrnehmen zu können. Knapp 30.000 Personen erhalten Bargeldhilfen oder sonstige Unterstützung dabei, ihre Grundbedürfnisse zu decken und ihre Lebensgrundlage wiederherzustellen. Zusätzlich wurden im vergangenen Jahr rund 10.000 Menschen mit Nothilfemaßnahmen erreicht.
Nachhaltige Unterstützung: Wiederherstellung des Lebensunterhalts
Um die Zukunftsperspektiven gefährdeter Haushalte zu verbessern, müssen sie in die Lage versetzt werden, ihre Lebensgrundlagen wiederherzustellen und den Übergang von der Abhängigkeit von Hilfe zu Eigenständigkeit zu schaffen. Ziel ist es die Armut gefährdeter Haushalte zu verringern und ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber den sozioökonomischen Folgen langwieriger Krisen zu erhöhen. In Syrien sind mehr als 13 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe zur Sicherung ihres Lebensunterhalts angewiesen, da der Krieg und seine Folgen verheerende Auswirkungen auf die sozioökonomische Situation im Land hat. Derr Zugang zu Nahrung, Gesundheitsversorgung, Bildung, Wohnraum und Einkommensmöglichkeiten ist stark eingeschränkt. Die Arbeitslosenquote liegt aktuell bei über 50 Prozent, 90 Prozent der Syrer*Innen leben unterhalb der Armutsgrenze.
Da eines der Hauptprobleme der Mangel an Möglichkeiten zur Schaffung von Lebensgrundlagen ist, setzt die Caritas Österreich auf einen langfristigen Ansatz, der Haushalte bei der Gründung bzw. Wiedergründung privater kleiner und mittlerer Unternehmen unterstützt, um die eigene Widerstandsfähigkeit zu fördern: das Projekt R2R (Relief to Recovery). In der ersten Phase werden rund 4.000 Personen in Hama und Homs bei der Deckung ihrer Grundbedürfnisse unterstützt. Sind die Grundbedürfnisse gesichert, erhält ein Teil der Begünstigten in der zweiten Phase Schulungen zur Geschäftsentwicklung, Startkapital und professionelle Unterstützung dabei ihr eigenes Unternehmen zu gründen bzw. neu zu starten, um langfristig den Lebensunterhalt für sich und ihre Familien bestreiten zu können.
Das Projekt R2R wird auch von der ADA unterstützt.
So hilft Ihre Spende
- Mit 35 Euro können wir Erdbebenopfer, deren Hab und Gut zerstört wurde, mit einer Matratze und Decken versorgen.
- 50 Euro kosten Gutscheine für Nahrungsmittel für eine fünfköpfige Familie für zwei Wochen, die in lokalen Geschäften eingelöst werden können.
- 100 Euro ermöglichen einem Kind mit Beeinträchtigung die Teilnahme an speziellen Fördermaßnahmen zur persönlichen Entwicklung.
- 135 Euro kostet ein Mietzuschuss für drei Monate für eine Familie in Aleppo, wo der Wohnraum begrenzt ist und die Mieten daher besonders hoch sind.
Was es braucht, um die Menschen in Syrien zu unterstützen
Im Zuge der von der EU organisierten Brüsseler Konferenz zum Thema "Unterstützung für die Zukunft Syriens und der Region" haben wir 2022 gemeinsam mit Caritas Europa und Caritas MONA (Middle East & North Africa) eine Liste an Empfehlungen veröffentlicht, deren Umsetzung notwendig sind, damit Hilfe in Syrien möglich ist, die Menschen wieder eine Perspektive auf ein selbstbestimmtes Leben haben und die multiplen Krisen in Syrien ein Ende finden.
- Finanzielle Ressourcen müssen grundsätzlich aufgestockt werden, um angemessen auf den steigenden humanitären Bedarf in der Region reagieren zu können.
- Humanitäre Hilfe muss planbarer für NGOs werden. Dafür braucht es mittel- und langfristge Zusagen von Förderungen.
- Nothilfemaßnahmen und das Schaffen von Perspektiven (Wiederaufbau von Lebensgrundlagen) müssen integriert gedacht werden, um beides nachhaltiger und wirksamer zu gestalten.
- Die Auswirkungen der Sanktionen auf die zivile Bevölkerung und des „De-Risking“ der Banken, die den Zugang für die Bevölkerung sowie die Qualität und die rechtzeitige Bereitstellung der Hilfe behindern, müssen abgebaut werden.
- Die Stärkung und Vertretung der Zivilgesellschaft vor Ort muss in allen Gebieten, besonders im Libanon und Syrien, sichergestellt werden – denn sie wissen am besten, was sie benötigen.
- Grundlegende Schutzmaßnahmen wie sichere Unterkünfte, ausreichend Lebensmittel, medizinische und psychische Betreuung müssen in allen Projekten und Programmen integriert sein.
- Die politischen Anstrengungen zur Beseitigung der Ursachen des anhaltenden Konflikts müssen intensiviert werden, um weiteres Leid zu vermeiden und eine Konzentration auf Wiederaufbau, Resilienz und Gerechtigkeit im Nahen Osten zu ermöglichen.
Die Aussendung im Original findet ihr hier: Caritas Empfehlungen zur Unterstützung Syriens und der Region
Solidarität unter Nachbarn
Alleine der Libanon hat nach Angaben der UNO Flüchtlingshilfe rund 1,5 Millionen geflüchtete Syrer*innen aufgenommen. Dramatischer Beigeschmack: 90% von ihnen leben heute unterhalb der Armutsgrenze. Das kleine Land kämpft zudem mit einer historischen Wirtschaftskrise und politischer Instabilität. Und dennoch bleibt der Libanon jenes Land, das Pro-Kopf die höchste Zahl an Schutzsuchenden weltweit aufnimmt. Um sowohl geflüchtete Syrer*innen als auch vulnerable Libanes*innen zu unterstützten, bietet die Caritas sowohl Nothilfe- und Existenzsicherungsprojekte als auch Bildungsmaßnahmen an.
Auch Jordanien beherbergt aktuell rund 1,3 Millionen geflüchtete Syrer*innen und ist bemüht, ihnen Zugang zu Wohnraum und Bildungsangeboten zu ermöglichen. Doch die Möglichkeiten sind begrenzt. Mehr als 100.000 Kinder und Jugendlichen haben in Jordanien keine Möglichkeit eine Schule zu besuchen. Die Caritas bietet in Jordanien unter anderem Gesundheitsdienste für armutsbetroffene Menschen an.
In Ägypten wirkt sich der durch Covid-19 verursachte Stillstand negativ auf soziale Programme aus und lässt die Schwächsten der Gesellschaft ohne Unterstützung zurück. Die instabile wirtschaftliche Lage führt zu Arbeitslosigkeit und Einkommensverlusten. Von dieser Situation sind nicht nur Ägypter*innen betroffen, sondern vor allem auch aus Syrien geflüchtete Menschen und Asylbewerber*innen. Die Herausforderungen haben sich für Schutzsuchende nun noch verschärft, da die meisten von ihnen, die im informellen Sektor arbeiteten, ihre Arbeit verloren haben und nun nicht mehr in der Lage sind, die Grundbedürfnisse ihrer Familien zu decken. Die Caritas unterstützt mit Bildungsprogrammen und Projekten zur Wiederherstellung der Lebensgrundlagen.
Die Caritas Salzburg unterstützt nach Ägypten geflüchtete Menschen sowie besonders vulnerable ägyptische Haushalte mit Kinderschutzprojekten, Nothilfeprogrammen und Projekten zur Wiederherstellung der eigenen Lebensgrundlage.
Kinderschutz
Der Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Missbrauch, Gewalt, Ausbeutung und Vernachlässigung hat in unserer Arbeit oberste Priorität. Mithilfe von Child Safeguarding, dem institutionellen Kinderschutz, gewährleisten wir, dass Kinder innerhalb unserer eigenen Organisation geschützt und in Sicherheit sind.
Diese Hilfsprojekte benötigen Ihre Unterstützung
Syrien: Nothilfe in der Region Hassakeh
In der Region Hassakeh im Nordosten Syriens unterstützt die Caritas im Rahmen eines Nothilfeprojektes sowohl bedürftige Einheimische wie auch eine große Zahl von Inlandsflüchtlingen, die vor Kampfhandlungen in anderen Regionen des Landes hierher geflohen sind.