Syrien

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Machtwechsel in Syrien
Die Menschen brauchen dringend Hilfe!
zuletzt aktualisiert: 17.03.2025
Der Sturz des Assad-Regimes im Dezember 2024 nach 54 Jahren Diktatur und mittlerweile 14 Jahren Bürgerkrieg hat ein neues Kapitel für Syrien eröffnet. Millionen von Syrer*innen hoffen auf Frieden und darauf nach Syrien zurückkehren zu können. Zugleich steht das Land weiterhin vor zahlreichen politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen und den verschiedenen Minderheiten im Land (Christen, Drusen, Alawiten, Ismailiten, Kurden etc.) fällt es schwer Vertrauen in die neuen islamistischen Machthaber aufzubauen.
Die humanitäre Lage vor Ort ist weiterhin äußerst angespannt: Fast 17 Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen und 13 Millionen Menschen sind von Ernährungsunsicherheit betroffen - große Teile der Infrastruktur, viele Städte und Dörfer sind komplett zerstört.
Die Caritas unterstützt seit über 30 Jahren mit zahlreichen Projekten die syrische Bevölkerung und hat mit dem Beginn des Bürgerkriegs ihre humanitäre Hilfe massiv verstärkt. Seit einigen Jahren hilft die Caritas auch beim Wiederaufbau, z.B. in der Landwirtschaft und durch die Unterstützung von Kleinunternehmen und begleitet somit die Menschen dabei eine stabile und friedliche Zukunft aufzubauen.
Angesichts der historischen Ereignisse in Syrien sind sowohl humanitäre Hilfe als auch die langfristige Unterstützung beim Wiederaufbau des Landes nötig.
Humanitäre Hilfe für die Zivilbevölkerung muss ermöglicht werden!
Der Syrien-Krieg stellt nach wie vor eine der größten humanitären Krisen der Welt dar. Um mit dem Wiederaufbau Syriens zu beginnen und vor allem um dringend notwendige Hilfe für Millionen von Menschen im ganzen Land zu leisten, sind massive Hilfsmaßnahmen erforderlich.
Der Zugang für humanitäre Akteure wie die Caritas ist dabei von entscheidender Bedeutung. Die Arbeit der Caritas und anderer NGOs wird vor allem auch durch die Liquiditätskrise im Bankensystem beeinträchtigt - Bargeldabhebungen und der Bargeldumlauf sind eingeschränkt.
Trotz dieser Herausforderungen konnten unsere Partnerorganisationen einige Aktivitäten wieder aufnehmen. Unser Team in Damaskus ist in Sicherheit und im engen Kontakt mit unseren Partnern und relevanten Stakeholdern, um die Sicherheitslage sowie die neuen Gegebenheiten zu analysieren und eine rasche Wiederaufnahme aller unserer Projekte in den Bereichen Grundversorgung, Bildung, Lebensgrundlagen, Schutz und nachhaltige Landwirtschaft zu planen.
Multiple Krisen belasten die syrische Bevölkerung
Die Menschen in Syrien kommen nicht zur Ruhe. Der seit 2011 andauernde Bürgerkrieg, eine historische Wirtschaftskrise und das verheerende Erdbeben im Februar 2023 haben weiterhin dramatische Auswirkungen auf die syrische Bevölkerung: Fast 17 Millionen Menschen sind mittlerweile auf humanitäre Hilfe angewiesen und fast 15 Millionen Menschen sind von Ernährungsunsicherheit betroffen. Die Caritas Österreich ist bereits seit den 1990ern in Syrien aktiv. Mit den derzeit laufenden Projekten können rund 35.000 Personen erreicht werden.
Die wichtigsten Fakten zur Krise in Syrien
- Die durch den jahrelangen Konflikt bereits geschwächten Gesundheitsdienste wurden weiter zurückgefahren, trotz 15 Millionen Menschen die auf humanitäre Hilfe im Gesundheitsbereich angewiesen sind. Im Nordwesten sind mehr als 30 Gesundheitseinrichtungen aufgrund von Infrastrukturproblemen funktionsunfähig.
- Der Zugang zu Wasser wurde eingeschränkt.
- Fast 13 Millionen Menschen sind nach wie vor von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen.
- Der Mangel an Nahrungsmitteln, Wasser und Strom wird durch den Mangel an Treibstoff und Liquidität noch verschärft.
- Mehr als 620.000 Menschen sind weiterhin auf der Flucht, da in vielen Teilen des Landes harte Winterbedingungen herrschen - zusätzlich zu den 7 Millionen Menschen, die bereits zuvor vertrieben wurden.
- Allein im Nordwesten des Landes leben noch 2 Millionen Menschen in Lagern und informellen Unterkünften.
- Neben der wirtschaftlichen Instabilität muss kritische Infrastruktur wie Stromnetze, Straßen und Abfallwirtschaft nach 14 Jahren Konflikt dringend repariert werden.
- Die unzureichende Sicherheitslage, gravierende Engpässe in der Infrastruktur und bei Baumaterialien sowie die hohe Inflation erschweren die Lage zusätzlich.
Weitere Informationen zur humanitären Lage in Syrien im Humanitarian Needs overview 2024 von UN OCHA.
So hilft die Caritas
Die Caritas Österreich ist bereits seit den 1990er Jahren in Syrien aktiv, ab 2011 wurde die Hilfe stark ausgeweitet. Dadurch konnten seit 2011 an die 230.000 Menschen in Syrien von konkreten Hilfsmaßnahmen profitieren. Wir leisten überlebenswichtige Soforthilfe und helfen, Lebensgrundlagen wieder aufzubauen und langfristige Perspektiven zu schaffen. Möglich ist das nur durch die langjährige und gute Zusammenarbeit mit unseren Partnern vor Ort. Allen voran die Caritas Syrien und die Hilfsorganisation der Griechisch-Orthodoxen Kirche in Syrien (GOPA-DERD).
Quelle: UN OCHA
Aufgrund der aktuellen Situation in Syrien waren unsere Projekte kurze Zeit ausgesetzt und werden nach und nach wieder aufgenommen, soweit es die Lage zulässt. Unsere Kolleg*innen und Projektpartner vor Ort sind in Sicherheit und in laufender Abstimmung, um die Projektarbeit wieder aufzunehmen:
Was es braucht, um die Menschen in Syrien zu unterstützen
Die Caritas Österreich nimmt an der jährlich von der EU organisierten humanitären Konferenz in Brüssel "Unterstützung für die Zukunft Syriens und der Region" teil. Dort haben wir 2022, gemeinsam mit Caritas Europa und Caritas MONA (Middle East & North Africa) eine Liste an Empfehlungen veröffentlicht. Deren Umsetzung ist notwendig, damit humanitäre Hilfe in Syrien möglich ist, die Menschen wieder eine Perspektive auf ein selbstbestimmtes Leben bekommen und die multiplen Krisen in Syrien ein Ende finden.
- Finanzielle Ressourcen müssen grundsätzlich aufgestockt werden, um angemessen auf den steigenden humanitären Bedarf in der Region reagieren zu können.
- Humanitäre Hilfe muss planbarer für NGOs werden. Dafür braucht es mittel- und langfristige Zusagen von Förderungen.
- Nothilfemaßnahmen und das Schaffen von Perspektiven (Wiederaufbau von Lebensgrundlagen) müssen integriert gedacht werden, um beides nachhaltiger und wirksamer zu gestalten.
- Die Auswirkungen der Sanktionen auf die zivile Bevölkerung und des „De-Risking“ der Banken, die den Zugang für die Bevölkerung sowie die Qualität und die rechtzeitige Bereitstellung der Hilfe behindern, müssen abgebaut werden.
- Die Stärkung und Vertretung der Zivilgesellschaft vor Ort muss in allen Gebieten, besonders im Libanon und Syrien, sichergestellt werden – denn sie wissen am besten, was sie benötigen.
- Grundlegende Schutzmaßnahmen wie sichere Unterkünfte, ausreichend Lebensmittel, medizinische und psychische Betreuung müssen in allen Projekten und Programmen integriert sein.
- Die politischen Anstrengungen zur Beseitigung der Ursachen des anhaltenden Konflikts müssen intensiviert werden, um weiteres Leid zu vermeiden und eine Konzentration auf Wiederaufbau, Resilienz und Gerechtigkeit im Nahen Osten zu ermöglichen.
Die Aussendung im Original: Caritas Empfehlungen zur Unterstützung Syriens und der Region
Solidarität unter Nachbarn
Alleine der Libanon hat nach Angaben der UNO Flüchtlingshilfe rund 1,5 Millionen geflüchtete Syrer*innen aufgenommen. Dramatischer Beigeschmack: 90% von ihnen leben heute unterhalb der Armutsgrenze. Das kleine Land kämpft zudem mit einer historischen Wirtschaftskrise und politischer Instabilität. Und dennoch bleibt der Libanon jenes Land, das Pro-Kopf die höchste Zahl an Schutzsuchenden weltweit aufnimmt. Um sowohl geflüchtete Syrer*innen als auch vulnerable Libanes*innen zu unterstützten, bietet die Caritas sowohl Nothilfe- und Existenzsicherungsprojekte als auch Bildungsmaßnahmen an.
Auch Jordanien beherbergt aktuell rund 1,3 Millionen geflüchtete Syrer*innen und ist bemüht, ihnen Zugang zu Wohnraum und Bildungsangeboten zu ermöglichen. Doch die Möglichkeiten sind begrenzt. Mehr als 100.000 Kinder und Jugendlichen haben in Jordanien keine Möglichkeit eine Schule zu besuchen. Die Caritas bietet in Jordanien unter anderem Gesundheitsdienste für armutsbetroffene Menschen an.
In Ägypten führt die instabile wirtschaftliche Lage zu Arbeitslosigkeit und Einkommensverlusten. Von dieser Situation sind nicht nur Ägypter*innen betroffen, sondern vor allem auch aus Syrien geflüchtete Menschen und Asylbewerber*innen. Die Herausforderungen haben sich für Schutzsuchende nun noch verschärft, da die meisten von ihnen, die im informellen Sektor arbeiteten, ihre Arbeit verloren haben und nun nicht mehr in der Lage sind, die Grundbedürfnisse ihrer Familien zu decken. Die Caritas unterstützt mit Bildungsprogrammen und Projekten zur Wiederherstellung der Lebensgrundlagen.
Die Caritas Salzburg unterstützt nach Ägypten geflüchtete Menschen sowie besonders vulnerable ägyptische Haushalte mit Kinderschutzprojekten, Nothilfeprogrammen und Projekten zur Wiederherstellung der eigenen Lebensgrundlage.
Kinderschutz
Der Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Missbrauch, Gewalt, Ausbeutung und Vernachlässigung hat in unserer Arbeit oberste Priorität. Mithilfe von Child Safeguarding, dem institutionellen Kinderschutz, gewährleisten wir, dass Kinder innerhalb unserer eigenen Organisation geschützt und in Sicherheit sind.
Diese Hilfsprojekte benötigen Ihre Unterstützung

Syrien: Nothilfe in der Region Hassakeh
In der Region Hassakeh im Nordosten Syriens unterstützt die Caritas im Rahmen eines Nothilfeprojektes sowohl bedürftige Einheimische wie auch eine große Zahl von Inlandsflüchtlingen, die vor Kampfhandlungen in anderen Regionen des Landes hierher geflohen sind.