Syrien

Machtwechsel in Syrien

Dezember 2024 - Aktuelle Entwicklungen

zuletzt aktualisiert: 17.12.2024

Mit dem Sturz der Regierung treten wir in eine neue Episode in dem seit 13 Jahren andauernden Konflikt in Syrien: Das Ende der Assad-Herrschaft nach 54 Jahren. Die politischen Entwicklungen in Syrien überschlagen sich und die Lage ist sehr unübersichtlich. Die Zahl der Toten und Vertriebenen steigen laufend an. Die kommenden Tage und Wochen werden insbesondere für die Zivlbevölkerung eine enorme Herausforderung sein. Die Caritas unterstützt seit 30 Jahren mit vielen Projekten die Bevölkerung vor Ort, und wir möchten die Menschen in Syrien dabei begleiten, eine stabile und friedliche Zukunft aufzubauen.

Humanitäre Hilfe für die Zivilbevölkerung muss ermöglicht werden!

Der Syrien-Krieg stellt nach wie vor eine der größten humanitären Krisen der Welt dar. Zwölf Millionen Vertriebene, davon 6,8 Millionen Binnenvertriebene in Syrien und 5,4 Millionen in Nachbarländern wie der Türkei, Jordanien und dem Libanon. Mehr als 14,6 Millionen Menschen in Syrien sind laut UNHCR auf humanitäre Hilfe angewiesen.

Um mit dem Wiederaufbau Syriens zu beginnen und vor allem um dringend notwendige Hilfe für Millionen von Menschen im ganzen Land zu leisten, werden massive Hilfsmaßnahmen erforderlich sein. Der Zugang für humanitäre Akteure wie die Caritas ist dabei von entscheidender Bedeutung. Wir fordern die lokalen Behörden auf, die Wiederaufnahme der Hilfslieferungen zu erleichtern, den humanitären Raum zu schützen und die internationalen Geber*innen beim Wiederaufbau, der langfristigen Stabilisierung des Landes und der Erhaltung des Friedens zu unterstützen.

Die Projekte der Caritas Österreich in Syrien waren aufgrund der Situation kurze Zeit gestoppt, sie werden jedoch nach und nach wieder aufgenommen, soweit es die Lage zulässt. Unser Team in Damaskus ist in Sicherheit und im engen Kontakt mit unseren Partnern und relevanten Stakeholdern, um die Sicherheitslage sowie die neuen Gegebenheiten zu analysieren und eine rasche Wiederaufnahmen unserer Projekte in den Bereichen Grundversorgung, Bildung, Lebensgrundlagen, Schutz und nachhaltige Landwirtschaft zu planen.

Angesichts der historischen Ereignisse in Syrien sind sowohl humanitäre Hilfe als auch die langfristige Unterstützung beim Wiederaufbau des Landes nötig.

Andreas Knapp,
Generalsekretär Internationale Programme

Multiple Krisen belasten die syrische Bevölkerung

Die Menschen in Syrien kommen nicht zur Ruhe. Der seit 2011 andauernde Bürgerkrieg, eine historische Wirtschaftskrise und das verheerende Erdbeben im Februar 2023 haben weiterhin dramatische Auswirkungen auf die syrische Bevölkerung: 16,7 Millionen Menschen sind mittlerweile auf humanitäre Hilfe angewiesen und über 14,6 Millionen Menschen sind von Ernährungsunsicherheit betroffen. Die Caritas Österreich ist bereits seit den 1990ern in Syrien aktiv. Mit den derzeit laufenden Projekten können rund 35.000 Personen erreicht werden.

Die wichtigsten Fakten zur Krise in Syrien

  • 16,7 Mio. Menschen innerhalb Syriens (~78 % der Bevölkerung) benötigen humanitäre Hilfe (davon 7,5 Mio. Kinder)
  • 14,6 Mio. Menschen sind in Syrien von Ernährungsunsicherheit betroffen
  • Über 1 Mio. Kinder sind von Mangelernährung betroffen (360.000 davon sind akut mangelernährt)
  • Knapp 7 Mio. Menschen sind innerhalb Syriens auf der Flucht
  • 5,7 Mio. Menschen (83 % der Schutzsuchenden) sind in die angrenzenden Nachbarländer geflohen
  • Bis zu 3 Millionen Kinder können aktuell nicht zur Schule gehen 
  • 90 % der Bevölkerung lebt unterhalb der nationalen Armutsgrenze

Weitere Informationen zur humanitären Lage in Syrien im Humanitarian Needs overview 2024 von UN OCHA.

Hilfe für Menschen in Not

Carlos Rayess berichtet über die langjährige Hilfe

Die Caritas Syrien unterstützt tausende Familien mit der Verteilung von Lebensmitteln, der Deckung von Grundbedürfnissen, Bildungsmaßnahmen und der Widerherstellung von Lebensgrundlagen.

So hilft die Caritas

Die Caritas Österreich ist bereits seit den 1990er Jahren in Syrien aktiv, ab 2011 wurde die Hilfe stark ausgeweitet. Dadurch konnten seit 2011 an die 230.000 Menschen in Syrien von konkreten Hilfsmaßnahmen profitieren. Wir leisten überlebenswichtige Soforthilfe und helfen, Lebensgrundlagen wieder aufzubauen und langfristige Perspektiven zu schaffen. Möglich ist das nur durch die langjährige und gute Zusammenarbeit mit unseren Partnern vor Ort. Allen voran die Caritas Syrien und die Hilfsorganisation der Griechisch-Orthodoxen Kirche in Syrien (GOPA-DERD).

16,7

Mio. Menschen

benötigen humanitäre Hilfe

3

Mio. Kinder

können nicht zur Schule gehen

230.000

Menschen

wurden seit 2011 unterstützt

Quelle: UN OCHA

Aufgrund der aktuellen Eskalation in Syrien waren unsere Projekte kurze Zeit ausgesetzt und werden nach und nach wieder aufgenommen, soweit es die Lage zulässt. Unsere Kolleg*innen und Projektpartner vor Ort sind in Sicherheit und werden – sobald es wieder möglich ist – die Projektarbeit wieder aufnehmen:

Was es braucht, um die Menschen in Syrien zu unterstützen

Die Caritas Österreich nimmt an der jährlich von der EU organisierten humanitären Konferenz in Brüssel "Unterstützung für die Zukunft Syriens und der Region" teil. Dort haben wir 2022, gemeinsam mit Caritas Europa und Caritas MONA (Middle East & North Africa) eine Liste an Empfehlungen veröffentlicht. Deren Umsetzung ist notwendig, damit humanitäre Hilfe in Syrien möglich ist, die Menschen wieder eine Perspektive auf ein selbstbestimmtes Leben bekommen und die multiplen Krisen in Syrien ein Ende finden.

  1. Finanzielle Ressourcen müssen grundsätzlich aufgestockt werden, um angemessen auf den steigenden humanitären Bedarf in der Region reagieren zu können.
  2. Humanitäre Hilfe muss planbarer für NGOs werden. Dafür braucht es mittel- und langfristige Zusagen von Förderungen.
  3. Nothilfemaßnahmen und das Schaffen von Perspektiven (Wiederaufbau von Lebensgrundlagen) müssen integriert gedacht werden, um beides nachhaltiger und wirksamer zu gestalten.
  4. Die Auswirkungen der Sanktionen auf die zivile Bevölkerung und des „De-Risking“ der Banken, die den Zugang für die Bevölkerung sowie die Qualität und die rechtzeitige Bereitstellung der Hilfe behindern, müssen abgebaut werden.
  5. Die Stärkung und Vertretung der Zivilgesellschaft vor Ort muss in allen Gebieten, besonders im Libanon und Syrien, sichergestellt werden – denn sie wissen am besten, was sie benötigen.
  6. Grundlegende Schutzmaßnahmen wie sichere Unterkünfte, ausreichend Lebensmittel, medizinische und psychische Betreuung müssen in allen Projekten und Programmen integriert sein.
  7. Die politischen Anstrengungen zur Beseitigung der Ursachen des anhaltenden Konflikts müssen intensiviert werden, um weiteres Leid zu vermeiden und eine Konzentration auf Wiederaufbau, Resilienz und Gerechtigkeit im Nahen Osten zu ermöglichen.

Die Aussendung im Original: Caritas Empfehlungen zur Unterstützung Syriens und der Region

Solidarität unter Nachbarn

Alleine der Libanon hat nach Angaben der UNO Flüchtlingshilfe rund 1,5 Millionen geflüchtete Syrer*innen aufgenommen. Dramatischer Beigeschmack: 90% von ihnen leben heute unterhalb der Armutsgrenze. Das kleine Land kämpft zudem mit einer historischen Wirtschaftskrise und politischer Instabilität. Und dennoch bleibt der Libanon jenes Land, das Pro-Kopf die höchste Zahl an Schutzsuchenden weltweit aufnimmt. Um sowohl geflüchtete Syrer*innen als auch vulnerable Libanes*innen zu unterstützten, bietet die Caritas sowohl Nothilfe- und Existenzsicherungsprojekte als auch Bildungsmaßnahmen an.

Auch Jordanien beherbergt aktuell rund 1,3 Millionen geflüchtete Syrer*innen und ist bemüht, ihnen Zugang zu Wohnraum und Bildungsangeboten zu ermöglichen. Doch die Möglichkeiten sind begrenzt. Mehr als 100.000 Kinder und Jugendlichen haben in Jordanien keine Möglichkeit eine Schule zu besuchen. Die Caritas bietet in Jordanien unter anderem Gesundheitsdienste für armutsbetroffene Menschen an.

In Ägypten führt die instabile wirtschaftliche Lage zu Arbeitslosigkeit und Einkommensverlusten. Von dieser Situation sind nicht nur Ägypter*innen betroffen, sondern vor allem auch aus Syrien geflüchtete Menschen und Asylbewerber*innen. Die Herausforderungen haben sich für Schutzsuchende nun noch verschärft, da die meisten von ihnen, die im informellen Sektor arbeiteten, ihre Arbeit verloren haben und nun nicht mehr in der Lage sind, die Grundbedürfnisse ihrer Familien zu decken. Die Caritas unterstützt mit Bildungsprogrammen und Projekten zur Wiederherstellung der Lebensgrundlagen.

Die Caritas Salzburg unterstützt nach Ägypten geflüchtete Menschen sowie besonders vulnerable ägyptische Haushalte mit Kinderschutzprojekten, Nothilfeprogrammen und Projekten zur Wiederherstellung der eigenen Lebensgrundlage.

Kinderschutz

Der Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Missbrauch, Gewalt, Ausbeutung und Vernachlässigung hat in unserer Arbeit oberste Priorität. Mithilfe von Child Safeguarding, dem institutionellen Kinderschutz, gewährleisten wir, dass Kinder innerhalb unserer eigenen Organisation geschützt und in Sicherheit sind. 

Diese Hilfsprojekte benötigen Ihre Unterstützung

Syrien: Kinderkrippe Damaskus

Mit Liebe und Fürsorge werden Flüchtlingskinder aus anderen Regionen Syriens sowie aus dem Sudan in einer Kinderkrippe der Franziskanerinnen in der syrischen Hauptstadt Damaskus betreut.

Syrien: Nothilfe in der Region Hassakeh

In der Region Hassakeh im Nordosten Syriens unterstützt die Caritas im Rahmen eines Nothilfeprojektes sowohl bedürftige Einheimische wie auch eine große Zahl von Inlandsflüchtlingen, die vor Kampfhandlungen in anderen Regionen des Landes hierher geflohen sind.

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