Bildung für Kinder im Nahen Osten
Bildung schafft Zukunftsperspektiven
Jedes Kind hat laut UN-Kinderrechtskonvention das Recht auf Bildung. Kein Migrations- oder Vertreibungsstatus hebt dieses Recht auf. Inmitten der Krise gibt Schule zudem unmittelbaren Halt und Stabilität. Allein in Syrien können aktuell mehr als 2,5 Millionen Kinder keine reguläre Schule besuchen. Im Libanon geht ein Viertel aller schulpflichtigen Kinder nicht in die Schule, ein Drittel aller syrischen Kinder im Libanon hat überhaupt noch nie eine Schule besucht. Auch wenn die Welt herum in Trümmern liegt, schafft die Schule eine Insel der Normalität und ermöglicht Kindern einfach Kind zu sein. Sie schafft ein sicheres und förderliches Umfeld, das Kinder vor Missbrauch, Vernachlässigung, Ausbeutung und Gewalt schützt. Bildung ist der Schlüssel für eine selbstbestimmte Zukunft und der beste Weg aus der Armut - deshalb schaffen wir in unseren Projekten Zugang zu Bildung.
Die wichtigsten Fakten zu Bildung im Nahen Osten
- 1/3 der syrischen Kinder im Nahen Osten kann keine Schule besuchen
- 1/3 der syrischen Kinder im Libanon hat überhaupt noch nie eine Schule besucht
- 2,5 Mio. Kinder gehen allein in Syrien nicht zur Schule (die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen) – 1,6 Mio. Kinder laufen zudem Gefahr aus der Schule genommen zu werden
- Rund 35% der schulischen Infrastruktur in Syrien wurde seit 2011 zerstört
- Nur rund 44% der Kinder mit Beeinträchtigung können eine Schule im Libanon besuchen
- Mehr als 60% der Kinder mit Beeinträchtigung in Syrien haben noch nie eine Schule besucht
- 1/8 aller Kinder benötigt dringend psychosoziale Unterstützung, um sich von Traumata zu erholen
Weitere Informationen zum Zugang zu Bildung in Syrien findet ihr auch im Humanitarian Needs overview 2023 von UN OCHA.
Bildung gibt Hoffnung und schafft Perspektiven
Daher ermöglichen wir mit unseren Bildungsprogrammen im Nahen Osten für aktuell mehr als 1.700 Kinder und ihre Familien (insgesamt 2.700 Personen) in Syrien, dem Libanon und Jordanien den Zugang zu hochwertigen und inklusiven Bildungsangeboten.
Neben klassischem Unterricht beinhalten die Caritas Bildungsprojekte dabei auch psychosoziale Unterstützung und Begleitmaßnahmen, die traumatisierten und von Armut betroffenen Kindern dabei helfen, Erlebtes zu verarbeiten und sie dadurch in die Lage zu versetzen, dem Unterricht auch folgen und Inhalte aufnehmen zu können. Zusätzlich erhalten die Kinder in den Bildungsprojekten auch gesunde und warme Mahlzeiten - oft die einzige am Tag. Denn besonders seit der historischen Wirtschaftskrise in Syrien und dem Libanon haben immer mehr Eltern Probleme dabei, ihre Kinder ausreichend und gesund zu ernähren.
„Ich möchte an einem Ort sein, wo ich meine Talente ausleben kann.“
Der Fokus der gesamten Caritas Bildungsarbeit fußt auf vier Eckpfeilern
In Syrien, dem Libanon und Jordanien erhalten aktuell über 1.700 Kinder im Alter von 3-18 Jahren (und 2.700 Personen insgesamt) Zugang zu formalen und nicht-formalen Bildungsangeboten. In enger Kooperation mit unseren lokalen Partnern und in Abstimmung mit den jeweiligen Bildungsministerien sorgen die Caritas Bildungsprojekte dafür, dass Kinder eine Perspektive für ihre Zukunft haben. Von Kindergarten und frühkindlichen Bildungsangeboten über regulären Schulbetrieb bis hin zu Nachhol- und Förderklassen, um verpassten Lernstoff aufholen zu können.
Zudem werden Kinder mit der Übernahme von Transportkosten, Schulmaterialien, gesunden Schuljausen und warmen Mahlzeiten unterstützt. Partnerschulen profitieren ebenfalls durch eine Verbesserung der Schulinfrastruktur, die allen Schüler*innen zugutekommt.
Ein großes Augenmerk der Caritas Bildungsarbeit im Nahen Osten liegt in der Fort- und Weiterbildung von Lehrpersonal, um sie auf die erhöhten Bedürfnisse von Schüler*innen, die durch Flucht und Vertreibung traumatisiert sind, vorzubereiten und zu schulen. Denn gerade in der Arbeit mit traumatisierten Kindern ist es wichtig, sensibel auf die unterschiedlichen psychischen und physischen Bedürfnisse einzugehen, sodass die Kinder überhaupt in der Lage sind, dem Unterricht folgen zu können. Ziel ist es innovative, kinderzentrierte Pädagogik im öffentlichen Bildungssektor zu etablieren und Lehrer*innen auszubilden, bewährte Praktiken anzuwenden, die die Schüler*innen einbeziehen und ihre Fähigkeiten zur Problemlösung und zum aktiven Lernen verbessern.
Auch Kinder mit Beeinträchtigungen erhalten über die Bildungsprojekte Zugang zu inklusiven Bildungsaktivitäten, um lernen und sich weiterentwickeln zu können. Um dies zu erreichen werden Schulen renoviert und ausgebaut, um sie inklusiv und barrierefrei zu gestalten. Denn Schulen müssen sicher und für alle zugänglich sein – unabhängig von Geschlecht, Beeinträchtigung oder akademischem Niveau. Des Weiteren sind Schulen Räume, in denen sozio-politische Spaltung und Ungleichheiten abgebaut werden können. So haben sie das Potenzial, sich nachhaltig positiv auf die soziale Stabilität und die Gemeinschaft auszuwirken.
Im Zuge unserer Bildungsarbeit führen wir auch Wartungen und Instandhaltungen z. B. von Sanitärbereichen durch und führen Schulungen durch, wo nötig. So fanden etwa auch Maßnahmen zur Hygienesensibilisierung und ärztliche Untersuchungen statt. Ein Aspekt, der sich gerade zu Beginn der Coronakrise als unschätzbar wertvoll erwiesen hat.
Für Eltern und Erziehungsberechtigte der Kinder und Schüler*innen werden Workshops zum Thema Erziehung angeboten, um die Einbindung der Eltern in den Bildungsweg ihrer Kinder zu fördern und ihnen auch die Bedeutung dieser Ausbildung bewusst zu machen. Zu diesem Zweck werden Treffen zwischen Lehrer*innen und Eltern abgehalten, um diese über Fortschritte und Entwicklungen am Laufenden zu halten, aber auch um Lehrer*innen auf mögliche Probleme oder Schwierigkeiten der Kinder zu Hause aufmerksam zu machen. Zusätzlich erhalten auch Eltern und Lehrer*innen Unterstützung dabei, psychische Belastungen und mögliche Traumata aufzuarbeiten.
Ein starkes Netzwerk für Bildung in Krisenzeiten
Kinder sind die am stärksten betroffene Personengruppe in humanitären Krisen. Dies ist oft verbunden mit dem Verlust international festgeschriebener Rechte – wie des Rechts auf Bildung (UN Kinderrechtskonvention 1989). Dabei ist der Zugang zu Bildung auch unter widrigen Bedingungen eine der wichtigsten Maßnahmen, um Menschen wieder eine Perspektive zu geben und langfristig den Auswirkungen von Krieg und Vertreibung entgegenzuwirken. Da es hierzu intensive Anstrengungen vieler engagierter Partner benötigt, ist die Caritas Mitglied der „No Lost Generation“ Initiative von UNICEF. Unter dem Dach der „No Lost Generation“ stellen wir gemeinsam mit internationalen Partnerorganisationen sicher, dass die am meisten gefährdeten Kinder und Jugendlichen Zugang zu Bildung, Schutz und Entwicklungsmöglichkeiten haben.
Caritas Projektländer im Nahen Osten
Kinderschutz
Der Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Missbrauch, Gewalt, Ausbeutung und Vernachlässigung hat in unserer Arbeit oberste Priorität. Mithilfe von Child Safeguarding, dem institutionellen Kinderschutz, gewährleisten wir, dass Kinder innerhalb unserer eigenen Organisation geschützt und in Sicherheit sind.