Flüchtlingshilfe Balkan
Nach wie vor erreichen Menschen auf der Flucht Griechenland und die Balkan-Länder um dort Schutz zu finden und nach Einschätzungen der Hilfsorganisationen werden diese Fluchtbewegungen auch nicht abebben. Mit der Hoffnung auf Schutz oder Aufnahme finden jedoch viele Flüchtlinge fehlende Unterstützungsmechanismen vor. Zusätzlich gibt es keine Entspannung in der Corona-Pandemie, was zusätzliche Herausforderungen mit sich bringt.
Die Situation ist dramatisch und die internationale Staatengemeinschaft sowie die EU sind hier gefordert, denn es muss unter allen Umständen verhindert werden, dass hier Menschen unversorgt bleiben. Rasche Hilfe ist jetzt erforderlich, denn sonst drohen Menschen zu erfrieren.“
Die aktuelle Situation in den Balkanländern
- UNHCR/IOM berichten derzeit folgende offizielle Zahlen zu Menschen auf der Flucht
- Bosnien-Herzegowina: ca. 8.000 Menschen (Stand: Juli 2021)
- Serbien: ca. 5.000 Menschen (Stand: Juli 2021)
- Albanien: ca. 4.000 Menschen sind seit Beginn des Jahres nach Albanien eingereist, die Aufenthaltsdauer ist weiterhin sehr gering (Stand: April 2021)
- In Serbien kommen 74 % der neu ankommenden Flüchtlinge über Nordmazedonien. Allerdings diversifizieren sich die Wege von Serbien aus betrachtet zunehmend und neben Bosnien und Herzegowina und teilweise Ungarn reisen die Menschen vermehrt auch über Rumänien in die EU ein.
- In Albanien können die ankommenden Menschen seit Sommer 2020 weiterhin unverändert de facto keinen Antrag auf Asyl stellen. Von der Grenzpolizei erhalten sie einen Zettel mit der Aufforderung zur Ausreise. Die Aufenthalts- und Durchreisezeit ist entsprechend kurz.
- Die Caritas fokussiert sich in den Ländern des Balkans auf Hilfs-, Schutz- und Unterstützungsangebote für Menschen auf der Flucht sowie für die lokale Bevölkerung.
Laut IOM (Internationale Organisation für Migration) waren in Bosnien mit Juli 2021 etwa 8.000 Menschen auf der Flucht registriert. Die meisten der geflüchteten Menschen kommen aus Afghanistan (33%) und Pakistan (33%) gefolgt von Personen aus Bangladesch (13%) sowie Eritrea (3%) und Marokko (3%).
Aktuell ist knapp die Hälfte davon in den sechs provisorischen Flüchtlingslagern registriert, der Rest hält sich außerhalb der offiziellen Camps auf. Die hohe Zahl an Menschen, die außerhalb der Camps leben ist darauf zurückzuführen, dass die Lager und Unterkünfte teilweise soweit von den Grenzen entfernt sind, dass die Menschen auf der Flucht jede Möglichkeit nutzen näher an die EU Außengrenze zu kommen und deswegen oft wild in den Wäldern und in Abbruchhäusern nächtigen.
In Serbien stieg die Anzahl der in den offiziellen Flüchtlingscamps registrierten Menschen innerhalb des zweiten Quartals auf knapp 5.000 Bewohner*innen. Insgesamt wurden seit Beginn des Jahres ca. 13.000 Menschen auf der Flucht in serbischen Flüchtlingslager registriert. Diese Zunahme steht im Gegensatz zu den vergangenen Jahren, die in den Frühlings- und Sommermonaten eine stete Verringerung der Bewohner*innen in den Flüchtlingseinrichtungen sahen. Derzeit lässt sich außerdem beobachten, dass die Aufenthaltsdauer in Serbien sinkt und die Menschen versuchen das Land so schnell wie möglich – vor allem über Bosnien & Herzegowina - zu verlassen. In ganz Serbien stellen Menschen aus Afghanistan (44%) gefolgt von Menschen aus Pakistan (22%) die zwei größten Gruppen an Flüchtlingen. Die Menschen kommen überwiegend über Nordmazedonien (74%), Bulgarien (15%), und Montenegro (5%) nach Serbien.
In Albanien kamen im April 2021 deutlich weniger Schutzsuchende an, als in den vorangegangenen Monaten. Dies lag zum einen an dem Fastenmonat Ramadan sowie an den Ausgangsbeschränkungen in Griechenland. Kapshtica ist weiterhin der Ort, an dem die meisten Flüchtlinge ankommen. Alle neu ankommenden haben zuvor mehrere Monate in Griechenland verbracht und teils auch dort gearbeitet (saisonale Landwirtschaftshilfen oder andere Tätigkeiten). Albanien ist für sie ein Transitland auf dem Weg in die westeuropäischen Zielländer. In den Sommermonaten hat die Caritas Albanien ein neues Projekt in Kooperation mit UN Women und ADA im Süden Albaniens begonnen. Ziel ist es Opfer von Menschenhandel und Gewalt innerhalb der reisenden Gruppen von Flüchtlingen aufzuspüren.
Menschen auf der Flucht in den Balkanländern
In den Ländern des Westlichen Balkans wird die Flüchtlingshilfe nahezu ausschließlich von externen Akteuren, wie der UN oder der Caritas, finanziert bzw. umgesetzt und ist unabdingbar um die wichtigen Unterstützungsmaßnahmen für Flüchtlinge überhaupt aufrechterhalten zu können: Versorgung mit Nothilfegütern, Übersetzung, psychosoziale Aktivitäten, rechtliche Unterstützung, Hygienevorsorge, etc. Hieraus bedingt sich, dass in Zeiten von bereits existierenden Einschränkungen, aber insbesondere auch die wiederkehrenden Covid-bedingten Ausgangsbeschränkungen, Auswirkungen auf die psychische und physische Gesundheit in den Flüchtlingscamps vorgebeugt werden können. Die der geflüchteten Menschen ist auch hier teils prekär.
So hilft die Caritas in den Balkanländern
Die Caritas Österreich unterstützt die lokalen Partnerorganisationen in Bosnien Herzegowina, Serbien und Albanien in der Flüchtlingshilfe.
Im Rahmen der Flüchtlingshilfe 2020 wurden (Stand Mai 2021) über 720.000 Euro für diese Länder zur Verfügung gestellt. Über die Projekte erreicht die Caritas über 10.000 Personen mit den Partnerorganisationen in Albanien, Bosnien-Herzegowina und Serbien.
Hilfe in den Balkanländern
Im Rahmen der Hilfe, die die Caritas Bosnien-Herzegowina und die diözesanen Caritas Organisationen in Banja Luka und Mostar leisten, werden in Borici (Bihac) und Tuzla Wäschereien betrieben, in der mit Industriewaschmaschinen und Trocknern die Kleidung und Bettwäsche der Lagerbewohner*innen gewaschen wird. Darüberhinaus wird in enger Zusammenarbeit mit dem bosnischen Roten Kreuz und mit IPSAI die Versorgung der Bewohner*innen des Lagers Lipa verbessert (durch Lebensmittellieferungen, Kleider und Schuhe sowie die Unterstützung von psychosozialen Angeboten wie der Errichtung einer Küche, in der die Geflüchteten selber kochen können). Darüberhianus wird JRS dabei unterstützt, Menschen, die außerhalb der Lager leben, mit dem Notwendigsten zu versorgen. Ein großer Teil der ankommenden Menschen sind Männer, aber auch Jugendliche (Knaben bis 18 Jahre), die unter anderem aus Pakistan, Türkei oder dem Irak stammen. Ein wesentlicher Teil der Arbeit in Bosnien Herzegowina ist die Unterstützung der lokalen vulnerablen Bevölkerung (Lebensmittelgutscheine, Brennholzgutscheine, Sozialberatung), was wesentlich zum sozialen Frieden in der Region beiträgt. Das geschieht sowohl in enger Zusammenarbeit mit dem Sozialamt, als auch durch die Caritas Banja Luka direkt. Deswegen ist es besonders wichtig, dass es im April der Caritas Banja Luka gelungen ist, ein eigenes Caritas Büro in Bihac zu eröffnen und eine neue Mitarbeiterin anzustellen, die eng mit der Verwaltung und den Börden, aber auch mit den anderen NGOs in Verbindung ist.
Die Caritas Albanien leistet humanitäre Hilfe, um Flüchtlingen im Norden Albaniens (vor ihrer Ausreise Richtung Montenegro oder Kosovo) essentielle Hilfe bereitzustellen. Seit dem 1. Jänner 2021 unterstützen die Caritas St. Pölten und die Caritas Österreich gemeinsam die Caritas Albanien. Im Norden Albaniens, entlang der beiden Orte Shkodra und Kukës, an denen die Flüchtlinge Albanien in Richtung Montenegro oder Kosovo verlassen, werden im Jahr 2021 insgesamt 400 Flüchtlinge eine Notunterkunft, sowie 900 weitere Nahrungsmittel bzw. warme Mahlzeiten erhalten. Ebenso können für 1.000 Personen Medikamente im Krankheitsfall gekauft, sowie für 1.000 Menschen Hygiene- und Desinfektionsmaterialen verteilt werden. Seit Projektbeginn bis Ende April 2021 hat die Caritas Albanien insgesamt 156 Flüchtlinge (136 Männer und 20 Frauen – unter beiden 19 Kinder) durch die verschiedenen Hilfs- und Unterstützungsangebote erreichen können. Die medizinischen Hilfen (kommen der lokalen Bevölkerung und den Flüchtlingen zugute) wurden an das Krankenhaus in Kukes (Nordalbanien) übergeben. Eine professionelle Fotografin begann mit der Aufnahme von Fotos, die in einer wandernden Fotoausstellung über die Flüchtlinge sowie die Hilfen der Caritas in der zweiten Jahreshälfte ausgestellt werden sollen.
Nach wie vor konzentrieren sich die Flüchtlingshilfen der Caritas in Serbien auf psychosoziale Unterstützung, Animationsaktivitäten und den Betrieb von Wäsche- und Trocknerdiensten in insgesamt sieben offiziellen Flüchtlingscamps. Diese Aktivitäten werden gemeinsam mit Caritas Italiana, der Italienischen Bischofskonferenz und Caritas Española finanziert und laufen noch bis Ende August 2021. Caritas Italiana und die Italienische Bischofskonferenz stellen eine Folgefinanzierung in Aussicht. In den offiziellen Flüchtlingscamps begleiten und unterstützen täglich Caritas-Mitarbeitende (Psycholog*innen, Sozialarbeiter*innen, eine Übersetzerin und Animateur*innen mit unterschiedlichen Angeboten) die Bewohner*innen. Für drei weitere Camps organisieren Mitarbeiter*innen der Caritas den täglichen Wäsche- und Trocknerdienst.
So hilft Ihre Spende
- 15 Euro = 1 Schlafsack
- 10 Euro = 1 Decke
- 30 Euro = Winterschuhe
- 2 Euro = 1 Paar Socken
- 40 Euro = warme Winterjacke
- 60 Euro = 1 Winterpaket mit Brennholz und Lebensmitteln